Dienstag, 25. Dezember 2012

Apparition - Dunkle Erscheinung

(The Apparition)

oder:  
Dämonenschimmel: Schwache Erscheinung

Das Charles Experiment fand 1973 statt. Man versuchte dass man parapsychologische Erscheinungen durch pure Gedankenkraft entstehen lassen kann - jeder Drehbuchautor, mir inklusive, kann bestätigen dass dies möglich ist. Was manchmal so abgeht wenn ich meine Gedanken schweifen lasse ist auch gruselig. Dieses Experiment war Anlass für Todd Lincoln einen Storyfaden um dieses Ereignis herum zu spinnen. In diesen Tagen finden wir auffallend viele Filme der Marke "huch, gruselig wa?" - zum Beispiel Sinister (Review) im Kino. Tote Kinder, Boogeymans und diverser anderer Schabernack wird den Protagonisten liebendgerne auf den Hals gehetzt. "Apparition - Dunkle Erscheinung" gehört mit 17 Mio US $ nicht eben zu den Big Budget Movies. Umso größer war bei mir die Hoffnung dass hier vielleicht aus der Not ein Tugend gemacht wurde und das fehlende Budget mit Originalität und Einfallsreichtum wett gemacht wurde. Ich persönlich hatte vorher auch noch nie abartig wuchernden Dämonenschimmel gesehen - meine Azubibude mal ausgeklammert - und war schon deshalb gespannt wie ein Flitzebogen. Ob man für diesen Auswuchs einen Exorzisten, Dämonologen oder vielleicht doch nur eine Stoßlüftung brauch, habe ich für herausgefunden und mich dafür direkt ins Zentrum des Schreckens begeben.



Die Story

1973 gipfeln die paranormalen Versuche von sechs Studenten im "Charles Experiment". Sie versuchen durch Gedankenkraft - genauer durch zielgerichtete Gehirnströme - den Geist eines Verstorbenen in unsere Welt zu holen. Ein paar Jahre später versuchen vier weitere Studenten, unsere Protagonisten, das selbe  noch einmal und potenzieren ihr Gehirnschmalz um das 400fache. Schön blöd - denn nun wird spontan ein Mitglied der Gruppe von der Wand vertilgt (!) und das Geschrei ist groß. Die ganze Sache wird totgeschwiegen. Ein weiteres Mitglied der Gruppe, Ben, lebt nun mit seiner Freundin Kelly in einem Vorort und stellt bald einen ziemlich hartnäckigen Schimmelbefall seines Hauses fest. Dieser Schimmel jedoch scheint unnatürlichen Ursprungs zu sein und jedwedes Leben in den heimischen vier Wänden zu  Grunde zu richten.


Review

Schimmel ist ja oftmals unangenehm, ungesund, fies, schäbig, dreckig und so weiter. Auf die Idee das Böse also mal in dieser Form dazustellen, hätte ruhig schon früher jemand kommen können. Aber werfen wir wie immer zunächst einen Blick auf die Technik. Das Bild ist ansprechend. Es gibt Schnitt nach Lehrbuch und die Ausstattung ist zweckmäßig. Auf dieser Seite erwartet uns also eine angenehme Routine ohne viel Experimente. Wenige Close-Ups, gerne mal einen Establisher (Super-Totale) und sonst weite Einstellungen. In sofern unterscheidet sich "Apparition - Dunkle Erscheinung" sogar angenehm vom üblichen Horrorfilmeinerlei , welcher ja in letzter Zeit gerne die Worte Close Up und inflationär in einen neuen Zusammenhang bringt. Zusammenhang ist ein gutes Stichwort. Bilder und Szenen machen wirklich mehr Spaß wenn Sie in selbigem stehen. Emotional aufladener Score, die Kamera fährt langsam vom ausgeschalteten Fernseher zurück. Klar: Den Gegenstand, oder zumindest den Raum sollte man sich merken. Hier passiert noch was! Leider nicht. Mit dieser Stilmittelpalette wird mehrfach versucht den Zuschauer - wie bei großen Horrorfilmen - in die Irre zu führen. Leider sitzt man bei diesem Film am Ende mit Stirnrunzeln da und wundert sich immernoch weshalb mit dem bedeutungsschwangeren TV-Gerät nichts passiert ist. Den Darstellern selbst kann man glücklicherweise keinen Vorwurf machen. Sie spielen ihre Rollen. Ihre Rolle sind einfach nur nicht authenthisch. Wenn jemand sieht wie seine Kaktus in Zeitraffer (!!) eingeht ist es unwahrscheinlich dass  er / sie zum Partner sagt : "[...]mein Kaktus...hmm...[...]" und dann in aller Seelenruhe weiter die Kartons auspackt. Trotz dessen er nur wenig Screentime hat schafft es Tom Felton (Draco Malfoy "Harry Potter") authenthischer zu agieren als seine Kollegen. Das Draco-Image legt er hierbei erfolgreich ab und überzeugt als tragisch-chaotischer Wissenschaftsnerd. Man will den Film liebhaben. Schon die Story hat Potential und der geneigte Zuschauer wird über einige holprige Dialoge hinweg sehen. Man merkt Regisseur und Produzent an dass hier sehr viel Ambition vorlag. Dass der Regisseur auch für das Script verantwortlich zeichnet, lässt auf viel Engagement schließen. Hier wäre man aber besser bedient gewesen hätte Todd Lincoln nicht versucht auf beiden Hochzeiten zu tanzen. So verkommt die dunkle, zu einer recht schwachen Erscheinung ,welche an dem Jack  of all trades Syndrom kränkelt , also versucht in viel zu viel Ideen aufzugehen. Anleihen finden sich quer durch das Gruselbeet, angefangen von "The Grudge", über alles mit "Paranormal [...]" im Titel bis hin zu Plot Twists a`la "The Mist - Der Nebel". Was schlussendlich bleibt ist ein Duplo-Riegel mit Zartbitter-Schokolade. Man denkt jetzt kommt etwas total Ungewohntes, aber spätestens nach der Hälfte hat man die schnöde Erkenntnis dass lediglich die Verpackung dunkler war - der Rest aber totaler Durchschnitt. Horrorschimmel im Haus ist eklig, ist gruselig, aber letztendlich doch nur Schimmel - und der reicht leider nicht für einen ganzen Film, nichtmal wenn er nur 82 min kurz ist.


Fazit:

 
Solide Darstellerperformance & Routinefilmerei VS. unausgegorenes Drehbuch. Motivierter Bildermischmasch mit netten Ansätzen, Gruselmomenten aber leider zu vielen Ideen, welche den Film träger werden lassen, als den Dämonenschimmel im Hause.

In diesem Sinne,
wändereinigendes Cheerio und viel Spaß bei Eurem nächsten Kinofilm.

Euer Robert


Trailer

  Apparition - Dunkle Erscheinung
  82Minuten
FSK 16
USA, 2012

Sonntag, 23. Dezember 2012

Universal Soldier: Tag der Abrechnung

(Universal Soldier: Day of Reckoning)


oder:  
Universal Story 4: Day of Re-Cloning
 
Roland Emmerich. Mann. Visionär. Schwabe. Er zeichnet für den Untergang der Erde verantwortlich. Immer- und immerwieder. Sei es durch Aliens ("Independence Day"), Megafrostbeulen ("The Day After Tomorrow") oder Hochwasser im Wohnzimmer ("2012"). Immer ließ er nicht weniger als die totale Apocalypse auf uns los. Doch schon 1992 zeigten sich seine menschenverachtenden Wesenszüge in dem er Jean-Claude Van Damme in einem Film MIT Dialog besetzte. So begann die Geschichte um Luc Devereaux und seine Nemesis, dem Vorzeige-Mad-Man Andrew Scott (Dolph Lundgren). Nebenbei bekam das Publikum einen damals unbekannten Bodybuilder namens Ralf Möller zu sehen. Emmerich erschuf seine eigene Terminator-Version, hatte massig Spezialeffekte zu bieten, doch viel schon damals mit diesem Film bei der Mainstream-Kritik durch. Dennoch reichte es um 1998 für das US-Kabelfernsehen zwei (grottigendämliche) Fortsetzungen in Auftrag zu geben. "US II: Brothers in Arms" & "US III: Unfinished Business" hießen die Filmgurken und beherbergten nicht mal einen Partikel des Casts aus dem Original. 1999 preschte eine weitere Fortsetzung direkt auf die Leinwand. "Universal Soldier: The Return" ignorierte die beiden schwarzen Kabel-Schafe und führte den Originalfilm fort, diesmal wieder mit Van Damme. Obwohl auch dieses vierte Installement des Franchises gnadenlos floppte (10 Mio Einspiel vs. 23 Mio Kosten) war man nicht müde das tote Pferd mit brutaler Beharrlicheit am Leben zu erhalten. "Universal Soldier: Regeneration"  erschien 2009 und ignorierte erneut sämtliche anderen Filme außer dem Original. Auch dieser Film wartete wieder mit Van Damme und Lundgren auf, obgleich beide schon nicht mehr allzu regeneriert aussahen. Dieser spielte zumindest seine Kosten wieder ein und so kann am 24. Januar 2013 auch in Deutschland die Fortsetzung anlaufen. Planet Media Home Entertainment stellte Kopf & Kino freundlicherweise vorab ein Exemplar zur Verfügung. Ob dieser Universal Soldier eine gute Figur abgibt, oder nur brav salutiert? Für Euch habe ich mich ins Heimkinogefecht begeben um es herauszufinden.


Story

John (Scott Adkins) wird des nächtens zu Hause von einer Gruppe maskierter Männer überwältigt und muss kurz darauf mit ansehen wie Luc Deveraux (Van Damme) seine Frau und seine Tochter erschießt. Neun Monate später erwacht er aus einem Koma, leidet an schwerem Gedächtnisverlust und geht auf Spurensuche. Dabei plagen Ihn nicht nur ständige Visionen vom angeblichen Mörder seiner Familie, sondern auch ein UniSol namens Magnus.


Review

Scott Adkins ist ein Garant für gute Actionfilme. Ich bin beileibe kein Fan dieses Mimik-Steins, aber Martial Arts machen bei Ihm Spaß. Wer die Rezension zu "The Expendables 2" gelesen hat, weiß bereits dass Scott Adkins schon bei eben diesem Film völlig unterschätzt wurde. Dort wurde er, zu Gunsten von Van Damme und den anderen Knitterärschen, per Kopf-in-Rotor-Szene, aus dem Skript geworfen. Hier auch mal eine nette Abwechslung Adkins in der Rolle des Protagonisten, ohne russischen Akzent, zu hören. Der Ben-Affleck-Gesichts-Zwilling ist zwar immernoch eher Kämpfer, denn ein ernstzunehmender Schauspieler doch neben Van Dammes mittlerweile eingefrohrenen Gesichtszügen (+ seiner unheimlichen neuen Frisur!) und den anderen Laiendarstellern der Marke "Mitten im Leben", wirkt Adkins wie der junge Hamlet. Aber Butter bei den Fischen: Wegen den Dialogen wollte noch nie jemand "Universal Soldier" sehen. Ja es wird sich geprügelt. Da verliert Hauptakteur John schonmal drei Fingerchen und amputiert als Dank dafür dem Angreifer den halben Fuß. Hand-to-Hand-Combats finden selbstredend entweder in Zeitlupe ODER in Doublespeed statt. Der einzige Grund warum die Kampfsequenzen mit Van Damme und Lundgren nicht vollends zur Lachnummer verkommen. Während Lundgren immernoch beeindruckend böse gucken kann, ist Van Damme schon unglaubwürdig wenn er das rechte Bein nur anhebt. Ohnehin beträgt die Screentime der beiden Ex-Ikonen maximal 20 Minuten - und hätten Sie gar keine, es wäre auch nicht schlimm. Würde man das "Universal Soldier", "Jean Claude Van Damme" und "Dolph Lundgren" aus dem Gesamtkonzept streichen, hätte man immernoch einen soliden Revenge-Actioner mit kruder Story und vorhersehbarem Twist. Hier wird aber krampfhaft versucht dem Universal Soldier - Motiv einen Platz einzuräumen. Ständige Verweise, alberne Logos auf Baskenmützen und zwielichtige FBI - Agenten brüllen es dem Publikum geradzu in die Pupille: "UNIVERSAL SOLDIER SEQUEL - ALLE MAL HERSCHAUEN!" Unnötiger Platz den man super dafür hätte nehmen können um John wenigstens einen Nachnamen ins Drehbuch zu schreiben. Eine Exposition sucht man vergebens. Familienvater ist Johns einzige Daseinsberechtigung. Während die erste hälfte des Filme noch versucht eine Art verworrene Psychostory zu stricken, sieht man in der zweiten Hälfte einen Scott Adkins in Höchstform. Was die deutsche Zensurbehörde offensichtlich störte. Das übliche Debakel. Die FSK 18 - Fassung wurde deftig geschnitten. Leider wurde hierbei kein Wert mehr auf die Ästhetik gelegt. Wer also Interesse an einer Anschaffung hat, wartet, wie gewohnt, auf die Uncut - Scheibe.


Fazit

 
Irritierender Mix aus "Death Wish"-, "Universal Soldier"- und "Total Recall"-Motiven. Alle Fans der Reihe werden sich den Film sowieso holen. Wer schon immer mal Scott Adkins als verzweifelten Good Guy sehen wollte: Hier ist die passende Gelegenheit.
Interessanter Action-No-Brainer mit SlowMo-Attitüde. Action Fans haben Material für einen gepflegt unterhaltenden Bier & Chips - Abend. Wer auf ausgetüftelte Storys steht...liest lieber ein Buch.
 
In diesem Sinne,
soldatenklonendes Cheerio und viel Spaß bei Eurem nächsten Kinofilm.

Euer Robert

P.s.: Vielen Dank an Planet Media Home Entertainment

Trailer


Universal Soldier: Tag der Abrechnung
114 Minuten
FSK 18
USA, 2012

Donnerstag, 20. Dezember 2012

Sinister





...oder:  
Homevideos sind scheiße! - Part 26


Die kalte Jahreszeit bringt dieses Jahr, neben dem vorweihnachtlichen üblichen Schmus, eine handvoll Horrorfilme ins Kino. "Paranormal 4ctivity", "The Apparition" [Review folgt!], "Possession" und eben auch den hier beschworenen "Sinister". Seit "SAW VII - Vollendung" hat sich das Torture-Porn-Genre wieder in den Heimvideomarkt verkrümelt und auf der Leinwand stellt das fröhliche Abtrennen von Extremitäten nicht mehr DIE Definition von Horror dar. So weit so gut. Interessant das ausgerechnet der Vater ebengenannter "Ich will ein Spiel spielen..." - Filmreihe, James Wan, mit "Insidious" den klassischen Grusel / Haunted House - Film reanimierte und gleichzeitig bewies dass ein Genrefilm ohne Blut, Jumpscares oder diverse Körperflüssigkeiten auskommt. Eine, im Rahmen der Thematik, intelligente Geschichte, authentische Figuren, ein Gänsehaut-Soundtrack und ein einfallsreicher Plottwist am Un-Happy End. Schöner Film. Punkt! Ausgehend davon ist natürlich der Aufmacher "From The Producer Of 'Paranormal Activity' And 'Insidious'" [Anm.: Jason Blum] geschickt gewählt, waren doch beide Filme ein Garant für feuchte Hände, nasse Sitze und volle Kassen. Auch ein Ethan Hawke ist per se nie eine schlechte Wahl, bewies er von der Vampirapocalypse in "Daybreakers" über das Milieu-Drama "Brooklyn`s Finest" bis hin zu der TV-Miniserie "Moby Dick", dass er im Prinzip überall zu hause ist. Seine Darstellung brillieren dabei nie, reichen wohl aber immer zu diesem gewissen "Der war doch auch schon bei..." - Effekt. Seit vor vielen Wochen die ersten Teaser und Trailer zu "Sinister" auftauchten war ich Feuer und Flamme für diesen Film. Sofort strahlte er diese unheimliche Atmosphäre aus, welche mir auch bei "Insidious" schon von Anfang an eine Erpelpelle verpasst hatte. Für Euch habe ich mich auf Spurensuche begeben, nach dem Wer, Wie und vorallem dem WAS!


Die Story

True Crime - Autor Ellison Oswalt (Hawke) zieht mit seiner Familie in ein Haus, in dem die Vorbesitzer wenige Monate zuvor ein grausamer Tod ereilte. Frau und Kinder erweisen sich recht schnell als ziemliche Meckergestalten und so sucht Ellison des nächtens Inspiration auf dem Dachboden. Die dort gefundenen Super 8 - Homevideos welche, neben beschaulicher Familieidylle, auch direkt noch die Hinrichtung der Familie beherbergen, verschaffen dem Autor neben der erhofften Inspiration auch noch eine übersteigerte Obsession. Unser Protagonist trifft während der manischen Suche nach der Wahrheit, über den Verbleib der einzelnen Kinder, auf eine seltsame Gestalt die offensichtlich in Zusammenhang mit den Morden steht. Mehrere Skype-Sessions mit dem Pummelchen-Professor Jonas (Vincent D`Onofrio) später weiß man dann auch dass es sich um die heidnische Gottheit "Bughuul" - eine Art Gothic-Ronald McDonald mit Vorliebe für Kinderseelen - handelt, welche in ihren eigenen Abbildungen lebt. Ab da wird auch Oswalts Familie von Bughuul heimgesucht und auch Ellison selbst verändert sich - in bester Shining-Referenz - von Tag zu Tag mehr.


Review

Schema F könnte ich jetzt sagen. Haus, Familie, Pappa und Gespenster. Seit vielen vielen Jahren funktionieren eine Vielzahl an Grusel- und Horrorfilmen nach diesem Aufbau. Kubricks "Shining", Hoopers "Poltergeist", Wans "Insidious", Zemeckis´ "13 Geister" oder eben in neuerer Zeit auch Oren Pelis "Paranormal Activity", welcher nebenbei noch eine wahre Kaskade an Found Footage - Horrorschrott nach sich zog. Sie alle funktionieren - mal mehr, mal weniger gut - nach dem oben genannten Schema. "Sinister" versucht dabei nicht sich von seinen geistigen Vorgängern abzugrenzen. Doch kommen wir vorher zur Pflichtübung, der Technik. Und dabei bleiben wir kurz und bündig. Die Farben sind gedeckt, das Bild ist einwandfrei. Auch die Homevideos wirken authentisch alt und tragen die Stimmung des Films zu einem großen Teil. Der Schnitt ist stimmig Andererseits kann der Cutter nicht allzuviele Freiheiten gehabt haben. Die meisten Szenen beginnen mit Ethan Hawke der einen Raum betritt - mit einem Baseballschläger, einem Super 8 Film oder einem seiner zwei Blagen. Die Kamera ist überwiegend statisch. Kamerafahrten gibt es kaum, dafür scheint Regisseur Scott Derrickson ein Fan von Close Ups zu sein. Das Anknipsen des Projektors, das Sichten der Unterlagen, das Wandgemale des Nachwuchses - bei allem ist die Kamera so nah dran dass man dem Darsteller problemlos in der Nase bohren könnte. Ab und an gönnt man dem Publikum eine Halbtotale zum Luftholen. Ansonsten ist die Inszenierung solide und gewohnt. Die Geisterkinder tauchen immer mal hier und da auf, haben SELBSTVERTÜRLICH schwarze Augenringe und sehen alles in allem ungesund aus. Standbilder bewegen sich plötzlich und wenn irgendwas anderes außer dem Frühstück passiert kann damit gerechnet werden dass ein passender Scream-Geräuscheffekt den Schreckmoment begleiten wird - so weiß der doofe Zuschauer wenigstens genau wann man sich gruseln darf! Rein soundtechnisch darf man keine großen Sprünge erwarten. Knister-, Knack- und Keuchgeräusche wechseln sich mit einem 0815 - Score und Trommelgesängen ab. Wer Letzteren in ausgerechnet diesem Film haben wollte weiß ich nicht, aber auf seinem/ihrem Kopf würde ich auch gerne Trommel spielen. Trotz allem hatte die Ausgangsbasis durchaus Potential. Das Drehbuch ist das einzige was dem Ganzen Steine in den Weg legt. Die Figuren bräuchten die Sympathie des Publikums - bekommen Sie aber nicht. Den Sohn möchte man nach 20 Minuten nur noch mit dem Kochlöffel bearbeiten, die Tochter bekommt zu wenig Screentime um ihr den Twist am Ende zu widmen und die Frau ist wie immer die Zicke für Kind und Herd. Stereotype par excellence. Dazu kommt dass man sich nicht richtig entscheiden konnte auf was man nun den Focus legt. Die Snuff-Filme, die psychische Veränderung des Vaters, Bughuul der Seelenfresser oder wird das ganze vielleicht doch suspense, wenn die toten Kinder HINTER dem Vater herumtoben? Der Film schafft es bis zum Schluss sich auf vielen Wegen gleichzeitig zu verlaufen. Dabei schafft er es seine Figuren - bis auf den Protagonisten - so stiefmütterlich zu behandeln dass einem deren Verbleib am Ende auch einfach egal ist. Respekt! Öffnet ein Film so viele Türen, sollte er sich nach Hälfte des Films entscheiden durch welche er laufen möchte. Stattdessen wählt er die abstruseste Variante und flieht durch das Fenster hinaus in die Mittelmäßigkeit.


Fazit:

Sinister stellt tatsächlich eine Mischung aus "Insidious" und "Paranormal Activity" dar. Hounted House meets Found Snuff Footage. Nette Idee mit solider Inszenierung und einem engagierten Ethan Hawke, dafür mit blassen Nebendarstellern (und damit sind nicht die toten Kinder gemeint!) und einigen Plotschwächen.

Nicht DER neue Impuls fürs Genre, aber für Freunde von Grusel-Schonkost durchaus mal den ermäßigten Preis einer Kinokarte wert.

In diesem Sinne,
Seelenfressendes Cheerio und viel Spaß bei Eurem nächsten Kinofilm.

Euer Robert


Trailer zum Film: 
 

Samstag, 15. Dezember 2012

Oversexed / Underfucked

NIEMAND kennt diese Websites.
YouPorn. MyDirtyHobby. Brazzers. Pornhub. Kein Mensch auf der Welt hat sie besucht - und doch machte Pornopapst Fabian Thylmann ein Millionenvermögen damit. Die USA hat Mark Zuckerberg und Facebook, wir haben Fabian "Manwin" Thylmann und seine Ruckelfilmchen for free. Glückwunsch. Bis gestern wusste ich auch nicht dass der Betreiber der weltweit bekanntesten Brüsteschaukel- und Spritzgebäck mit ganzen Nüssen - Websites aus Deutschland kommt. Ist es unfair Facebook und Youporn miteinander zu vergleichen? Nee. Warum auch? Bei beiden ist es die voyeuristische Affinität und perverse Leidenschaft zum Betrachten von abartig schlechten Bildern und manchmal sogar vorgegaukelter Realität. Ja Realität. Privatfernsehen-Realität. Genau genommen machen ja RTL und Co. auch nichts anderes in ihrem Nachmittagsprogramm. Nur da wo die verwackelte Handkamera bei den Privaten aufhört, wenn der 45jährige Bauarbeiter Klaus gerade seine 20 Jahre jüngere Cindy übers Laken schubst, da fangen Seiten wie MyDirtyHobby und YouPorn erst an. Von "Mitten im Leben" zu "Mitten ins Gesicht" quasi. Der Weg ist kurz, die Drehbücher sind es auch und die Zielgruppe leider ebenso. Während früher die bloße Erwähnung des Wortes "Porno" (aber auch "Mitten im Leben") einem jungen Menschen die Schamesröte ins Gesicht trieb, ist es heute ganz legal und cool zu erklären an welcher Latte man hobeln musste um so einen stattlichen Tennisarm mit Sehnenscheidenentzündung zu bekommen. Das Sex heutzutage ein offenes Thema ist, kein Tabu und so frei behandelt werden kann, stellt durchaus einen Fortschritt dar. Schon in der DDR, Gott hab sie seelig, wurde das gepflegte Nackigmachen zelebriert und gezeigt dass wir ja eigentlich alle gleich sind unter dem T-Shirt - manche vielleicht etwas gleicher als andere, aber im Grunde doch alle nicht so verschieden. Man war eben nackt, hatte Sex bis der Putz vom Wachturm rieselte und ging arbeiten. Das war nichts besonderes. Heutzutage sind wir "oversexed and underfucked". Warum das Stroh da liegt, braucht man nicht mehr mit großflächiger Sonnenbrille und Trenchcoat im Hinterzimmer des lokalen Onanie-Fachbetriebes zu klären, sondern kann, getreu dem Motto "do it yourself", zu Hause auf Eiweißspurensuche gehen. Darüber beschweren sich zwar Genital-Discounter wie "Beate Uhse" und "Orion" weil Sie starke Abgänge (!) zu verzeichnen haben, aber das ist dem Ottonormal-Onanisten ja egal. Der kümmert sich lieber um seine eigenen Abgänge, während sich der Betreiber Thylmann zeitgleich in Brüssel den Willi wirbelt. Nun aber darf Fab-Fab-Fabian vor der deutschen Justizia die Hosen runterlassen - ein Glück dass die Dame blind ist. Strahlt der Eingangs erwähnte Mark Zuckerberg wenigstens im Ansatz einen gewissen Charme aus, scheint der 1978er Schambolzen mit der gesunden Bildschirmbräune fast zu implodieren. Die belgischen Pralinen schmecken aber auch viel zu gut. Steuerrückzahlung. Strafe. Melkt die Sex-Kuh solange sie liquide ist und führt den deutschen Steuerzahler in ein Land wo Milch und andere Körpersäfte fließen. Lasst den Mann weiter "1x hotelinterne Medien?" produzieren. Schlussendlich hat der Porno noch niemanden umgebracht. Und jetzt ist Schluss mit der Schreiberei. Es ist nämlich furchtbar anstrengend nur mit links zu tippen.

In diesem Sinne,
Pervers spannerndes Cheerio und viel Spaß bei eurem nächsten...naja, ihr wisst schon.

P.s.: Wer Lust auf Unlust hast, dem sei folgendes Werk zu empfehlen:

Samstag, 24. November 2012

Cloud Atlas

OT: Cloud Atlas | 172 Min | FSK 12 |
R: The Wachowskis, Tom Tykwer | DE, HK, SI 2012
VÖ: bereits erhältlich (DVD/BD/VOD)
© Warner Bros. Home Entertainment
oder: SONDERANGEBOT - Beim Kauf von zwei Wachowskis gibt`s einen Tykwer gratis dazu!

"The Matrix" war anno 1999 nicht nur ein finanzieller Erfolg und zog zwei Fortsetzungen nach sich, sondern setzte auch die Messlatte in punkto Filmtechnik und Spezialeffekte wesentlich höher. Heutzutage gehören Bullettime und Ultrazeitlupe in vielen Filmgenres – insbesondere den physischen – zum Standardrepertoire. So wie der Sänger Falco in den USA Zeit seines Lebens nie an den Erfolg seines Erstlings „Der Kommissar“ anknüpfen konnte, scheinen auch die Wachowski-Geschwister an ihrem Cyberpunk-Epos klebenzubleiben. Nach der Matrix-Trilogie war es zunächst still um das Duo. „V wie Vendetta“ überzeugte die Fachpresse leider genauso wenig wie der phänomenal vergurkte Live-Action-Epilepsie-Auslöser „Speedracer“. 2009 noch fix den Metzger-Lehrfilm „Ninja Assassins“ produziert und schon planten Sie mit Tom „Lola rennt“ Tykwer die Umsetzung des Buches „Der Wolkenatlas“ von David Mitchell. Namen wie Tom Hanks, Halle Berry, Hugo Weaving, Jim Broadbent oder Jim Sturgess zergehen auf der Zunge wie ein Zitronensorbet. Doch die Erfahrung lehrt uns, dass selbst der beste Schauspieler vom Regisseur kaputtinszeniert werden kann – als mildes Beispiel sei hier Tom Hardy in „The Dark Knight Rises“ aufgeführt. Ob dies der Fall war oder nicht? Für Euch habe ich mich durch die verschiedenen Zeitepochen, bis in einen Kinosaal des Jahres 2012 gekämpft, um diese Frage zu beantworten.

Story

"Cloud Atlas" erzählt sechs Schicksale - miteinander verwoben durch sechs Epochen hindurch.

1849 wird der junge Anwalt Adam Ewing während einer Schiffreise von einem Sklaven gerettet und entschließt sich daraufhin gegen die Sklaverei einzutreten.

1936 tritt der junge Komponist Robert Frobisher in die Dienste eines alten Komponisten, wird von diesem aber gnadenlos ausgebeutet bis er sich zu Maßnahmen mit dramatischen Folgen entschließt.

1973 schnappt die Reporterin Luisa Rey Informationen über einen defekten Atommeiler auf, recherchiert aber etwas zu intensiv und wird den Involvierten schnell so lästig, dass diese sich ihrer entledigen wollen.

2012 landet der Verleger Timothy Cavendish durch widrige Umstände in einem Altenheim. Er und ein paar seiner neuen Mitbewohner finden sich nicht mit der Situation ab und beschließen zu fliehen.

2144 steht in Neo-Seoul dem weiblichen Klon Sonmi~451 die Hinrichtung bevor. Einem Archivar erzählt Sie die Geschichte ihrer Reise, die sie zu diesem Punkt gebracht hat.

2346 lebt der Ziegenhirte Zachary in einem postapokalyptischen Hawaii. Eine Botschafterin, Meronym, des hochtechnisierten Precient-Volkes erbittet Zacharys Hilfe bei einer Mission, an deren Ende sich seine Weltanschauung auf den Kopf stellen wird.

Review
Vorweg: Nein, ich habe das Buch nicht gelesen. Jegliche Vergleiche in dieser Hinsicht werden also diesmal ausgeklammert. Ehrlich gesagt fällt es auf den ersten Blick nicht ganz leicht zu so einem Film ein Review zu formulieren. Sechs Episoden. Jede will ein anderes Genre bedienen. Sci-Fi, Öko-Thriller, Dramady und andere. Erschwerend kommt hinzu, dass die Stories nicht chronologisch erzählt werden. Munter wird zwischen den Jahrhunderten gesprungen. Da überschneidet sich der Monolog aus dem 22. Jahrhundert schon gerne als Off-Text mit der Story aus 2012. Dieser Erzählstil wird knapp drei Stunden durchgezogen. Generell ist also angeraten Sitzfleisch, Red Bull und eine gehörige Portion Interesse mitzubringen. Andernfalls werden einem spätestens nach der ersten Hälfte die Augen zufallen. Das liegt nicht daran, dass die Geschichten für sich genommen nicht interessant sind - das sind sie durchaus - sondern vielmehr daran, dass man - teilweise auch durch die Montage - zu der Hälfte der Figuren keine emotionale Bindung aufbauen kann. In verschiedene Rollen zu schlüpfen bedeutet mehr als nur verschiedene Kostüme zu tragen. Man muss den Darstellern natürlich auch mehr zutrauen als nur das Übliche. Mutig wäre es gewesen Hugo Weaving eben nicht wieder als den klassischen zwielichtigen Bad Guy zu besetzen - und das in jeder Epoche, 2012 auch als Frau (!) - oder Hugh Grant nicht als Karikatur seiner Rollenklischees zu inszenieren. Aber bei einem Independent-Film geht man diesbezüglich vielleicht auch eher auf Nummer sicher. Zugeständnis an dieser Stelle.

Kurzer Einblick aufs technische Handwerk: Während Tykwer den Focus auf den Mensch in der Geschichte legt - sprich von 1936 bis 2012 existierten Menschen nur im Close Up und in der Halbnahen - merkt man den Wachowskis ihre Wurzeln, welche definitiv in Animes wie "Akira" und "Ghost in the Shell" liegen, überdeutlich an. Supertotale Einstellungen werden nicht zum Establisher - man weiß ja eh kaum wo man sich gerade befindet - sondern verdeutlichen das Alleinsein der Protagonisten. In der Episode um den Klon Sonmi~451 (unglaublich gut: Doona Bae) fallen dem geneigten Betrachter generell viele Einstellungen und streckenweise ganze Sequenzen auf, die verdächtig an "Ghost in the Shell" erinnern - vom futuristisch-asiatischen Setting mal ganz abgesehen. Etwa wenn Sonmi über einen Marktplatz schlendert und Dialoge über Leben und Tod hält, scheinen gewisse Anklänge an Mamoru Oshii`s Klassiker zu existieren. Da drängt sich einem die Frage auf: Warum war hier nicht der Mut da, aus diesem Segment des Films direkt ein Anime zu machen? Zur Technik bleibt nicht viel zu sagen. Die Musik ist grandios, die deutschen Synchronsprecher sind bestens (ab)gestimmt - allen voran natürlich Tom Hanks` Ersatzsynchro Joachim Tennstedt (u.a. Walter White in "Breaking Bad") - und die Bilder sind selbstverständlich gestochen scharf AUCH wenn hier und da mal scharf gestochen wird. Da war die Freiwillige Spaßkontrolle (FSK) auch gar nicht zimperlich und verpasste dem Streifen die grüne Zwölf (bedeutet in Begleitung der Eltern ab Sechs!). Beachtlich, wenn man bedenkt, dass es in dem Film bezüglich Selbstmord, Exekution und allerlei anderem Schabernack nicht unbedingt zimperlich zur Sache geht. Die Behauptung, das hätte etwas damit zu tun, dass der Film mit soundsoviel Millionen an deutschen Filmfördermitteln produziert wurde, kehre ich dezent unter den Teppich und fahre fort. Die Make-Up-Effects sind gut. Ob es jetzt heroisch und ein Statement war Halle Berry weiß, Donna Bae europäisch oder Hugo Weaving asiatisch zu gestalten, um entsprechende Rollen zu besetzen kann ich nicht beurteilen, rein ästhetisch wirkt es streckenweise einfach unschön. Hier bekommt der Film Lacher wo er eigentlich keine haben sollte. Apropos Lacher. Tykwer zeigt Lokalpatriotismus und macht es möglich deutsche TV-Prominenz wie Götz Otto und Katy Karrenbauer als prügelndes Kneipenvolk zu "bewundern" - Glückwunsch dazu. War selten so irritiert. Hugo "Agent Smith" Weaving als Schwester Noakes bekommt von Katy "Walter" Karrenbauer einen Stuhl über den Schädel. Danke Tom Tykwer.

Fazit
Filmcollage, welche durch Darsteller und Ausstattung überzeugt. Freunde der leichten Unterhaltung und entspannten Kinoabenden sind hier leider völlig falsch. "Cloud Atlas" bedeutet Arbeit für den Rezipienten. Dafür wird man mit einem Tom Hanks in Hochform und dem guten Gefühl belohnt, sein Geld nicht verschwendet zu haben.

Für eine Kinokarte bekommt man sechs Geschichten geboten. Wer wach bleibt wird belohnt!


In diesem Sinne,
WolkenKartografierendes Cheerio und viel Spaß bei Eurem nächsten DreiStundenErlebnis

Euer Rob

Trailer zu Cloud Atlas

 

Sonntag, 4. November 2012

Mann tut was Mann kann

oder:  Schmunzelfilmchen: Made in Germany

Til Schweiger hat den deutschen Film auf ein internationales Niveau gehoben. Ob einem nun "KeinOhrHasen" oder "ZweiOhrKüken" zu platt waren, oder "Kokowääh" zu konstruiert gewirkt hat: Der nuschelnde Frauenschwarm trat mit seinen Filmen eine neue Trendwelle an deutschen Romantikkomödien nach amerikanischem Vorbild los. Sepia-Farbfilter, aktuelle Popsongs und kaum noch Erkennungsmerkmale, dass sich die Story in heimischen Landen abspielt. Alles war plötzlich Hollywood. Regisseur Marc Rothemund steuerte mit "Man(n) tut was Man(n) kann" seinen eigenen Beitrag zu dem neuen RomCom (Romantic Comedy) Trend bei - und das ganz ohne Schweiger, produziert allerdings von dessen Lieblingsfinancier Warner Bros. Germany. Für meine eifrigen Leser habe ich mir für knappe 100 Minuten ein Zimmer gemietet, in der Männer WG um Wotan Wilke Möhring und Jan Joseph Liefers. Prost!


Story

Single werden ist nicht schwer, Single sein dagegen...wohl auch nicht. Dieser Ansicht ist zumindest unser Protagonist Paul (Möhring) und beginnt den Film - stellvertretend für seine Grundhaltung - damit sich klammheimlich aus der Bude seines aktuellen Betthupferls zu schleichen. Ein kurzer, witziger Spruch und weg ist er. Seine Einstellung zum Thema Beziehung ändert sich aber (natürlich!) als er mit seinem Teilzeit-Adoptiv-Hund zu dessen Veterinärmedizinerin dackelt - Wuffi hat Depressionen oder Ähnliches - und sich Hals über Kopf in Dr. vet. Iris Jasper (Jasmin Gerat) verliebt. Diese ist jedoch bereits verlobt. Zeitgleich werden seine Freunde Guido (J.J. Liefers), Günther (Oliver Korittke) und später auch der erfolglose Künstler Bronko (Fahri Ögün Yardim) durch zwischenmenschliche Probleme dazu gezwungen bei Paul einzuziehen. Gemeinsam baggern die vier Jungs nun an all ihren Beziehungsbaustellen...
Review
Emotionen hervorzurufen ist eine hohe Kunst im Film und DIE Triebfeder, welche jeden Regisseur  veranlasst, diese oder jene Szene so oder so zu drehen. Regisseur Marc Rothemund hat diesbezüglich seine Hausaufgaben gemacht. Zu gut gemacht. Von der Farbgebung her vermeint man bei ZweiOhrKüken im Saal zu sitzen, aber damit kann man leben. Beim Schnitt wird alles nach Lehrbuch gemacht. Bei Dialogen kann man schön mitzählen und wird überrascht schmunzeln wenn schablonenartig alle drei Sekunden der Cut kommt. Generell hätte man sich bei Kamera und Schnitt etwas mehr Mut gewünscht. Zu oft schießt einem der Gedanke durch den Kopf: "HMM - das sieht gerade genauso aus wie bei...". Wenn Paul von seinem Hund durchs Bild gezerrt wird, schmunzelt man ebenfalls kurz und besinnt sich dann darauf dieselbe Szene schon in dutzenden amerikanischen Filmen desselben Genres gesehen zu haben. Mit Originalität punktet "Man(n) tut..." schon einmal nicht. Man kommt irgendwie nie über`s Schmunzeln hinaus.  Es werden natürlich alle Stereotypen bedient: Playboy, liebenswerter Unglücksrabe, sympathisch smarter Hauptdarsteller und schrullige Nebenfiguren. Damit bedient sich der Film einer Konstellation die bei Simon Verhoevens "Männerherzen" funktionierte, "Man(n) tut was Man(n) kann"  genau deshalb aber plagiative Züge verleiht. Wotan Wilke Möhring wirkt in seinem Spiel teilweise etwas überengagiert, etwa wenn er das dritte Mal im Close Up seinen Freunden hinterherschaut, sein Sunnyboylächeln aus dem Reportoire zaubert und dabei Gesichtszüge aufweist, als würde er das Chilli Con Carne vom gestrigen Abend verdauen. Vielleicht verlangen die Genrekonventionen auch von ihm im Fahrwasser von Schweiger und Co. zu schwimmen. Jan Josef Liefers - den ich ja persönlich als den deutschen Robert Downey Jr. bezeichne - spielt den schamlosen Playboy Guido perfekt. Die Phrase "...XY spielte seine Kollegen an die Wand" ist heuzutage natürlich schon arg strapaziert, würde hier dennoch passen. So cool wie er goldenen Rochèr-Kugeln entblättert, läuft er auch in Badetuchtoga durch die Wohnung, nachdem er über seine Film-Sekretärin im Gästebett geruckelt ist! Schauspielkollegin - und zurzeit sexiest Kurzhaarträgerin auf deutschen Leinwänden - Jasmin Gerat spielt routiniert. Es scheint so als dass ihr auch immer dieselben Rollen angeboten werden: "Toughe, erfolgreiche Frau im Herzenschaos beglückt am Ende den Protagonisten". Theoretisch könnte man ihre Rollennamen austauschen. Im Gegenzug kann man ihr natürlich auch keine Vorwürfe machen, wenn Sie eben diese Rollen am besten verkörpert. Würde ich jeden Tag Makkeroni all`Arrabiata machen, niemand könnte mir vorwerfen, dass ich diese am besten mache. Die restlichen Nasen Yardim und Korittke sind liebenswert vertrottelt. Oftmals zwar mehr als unnatürlich, aber im Gefüge dieses Filmuniversums jedoch authentisch genug, um es ihnen abzunehmen. Viel gefährlicher ist da der Einsatz der Musik. Mousse T. hatte hier die Finger an den Reglern. Gewohnt poppig geht es also zur Sache. Leider feiert man den Produzenten hier zu oft ab und schreitet oft auf einem schmalen Grat, hin zur Musikvideoästhetik. Aber seit "KeinOhrHasen" und "what a man" scheint das ja langsam zur Gewohnheit zu werden. Fuck! Das spricht die U 14 Generation vielleicht an - Kinofreunde werden dann und wann jedoch die Stirn runzeln und überdeutlich seufzen. Auch wenn das jetzt zu hochtrabend daherkommt: Den einzigen Fehler den der Film macht ist, dass er eben keinen macht - er traut sich im Endeffekt zu wenig um wirklich aus der Masse hervorzustechen.

Fazit
Innovativ ist anders. Ganz klar. Eine charmante kleine Komödie, bei der es auch nicht stört zwischendurch auf Toilette zu verschwinden. Man schmunzelt, geht wieder und hat zumindest nicht das Gefühl sein Geld verschwendet zu haben. Das Ensemble dürfte jedem "Ladykracher"-Zuschauer und Beobachter des Privatfernsehens bekannt sein. Empfehlenswert für alle Frauen die kurz vor der Hochzeit stehen (um dann zu hoffen dass auch bei Ihnen Herr Möhring mal klingelt) und alle Männer die sich in ihrem Singleleben wenigstens einmal bestätigt fühlen wollen. Fans von "Männerherzen" und "what a man" müssen vielleicht sogar mal lachen...

In diesem Sinne,
Schmunzelndes Cheerio und viel Spaß bei Eurem nächsten Kinofilm.

Euer Robert


Trailer zu Mann tut was Mann kann
 

Freitag, 2. November 2012

Der Kapitän und sein Pirat

oder:  A non-fictional thriller about the extreme called "life"

Des Kritikers Achillesverse ist gleichzeitig sein größtes Potential: Seine eigene Meinung, seine subjektive Sicht auf die betrachteten Werke. Selbstverständlich sind wir Rezensenten immer dazu angehalten neutral zu betrachten. Objektiv müssen wir sein und unvoreingenommen. BULLSHIT! Auch berichtende Formate wie der Dokumentarfilm, die Dokumentation, der Bericht oder das Feature sind niemals (nein, wirklich niemals!) rein objektiv. Zu viele Filter, angefangen beim Regisseur bis hin zum Schnittmeister, wirken auf das Objekt und schlussendlich auch auf das bewegte Bild ein. Von der Vorstellung des objektiven Films müssen sich sowohl Rezipient als auch Rezensent verabschieden. Mit diesem Gedanken im Hinterkopf fällt es letztendlich leichter sich auf einen Dokumentarfilm einzulassen. Ein Dokumentarfilm will kein Schulmeister sein, sondern vielmehr eine andere, manchmal auch erste Sicht auf gewisse Sachverhalte geben. Auch die schreibende Zunft muss sich dessen bewusst sein und gerade beim Genre des Dokumentarfilms beachten dass der erste Anspruch ist, das Publikum zu unterhalten. Eine spielfilmhafte Inszenierung ist also durchaus erlaubt und es geht nicht darum, dem Betrachter pure Daten und Fakten zu offerieren. Akzeptiert man dieses Prinzip ist es wesentlich einfacher eine Rezension mit dem nötigen Abstand zu verfassen. Gerade Berufsjournalisten neigen dazu Dok.Filme zu zerreißen, weil Sie den journalistischen Anspruch gefährdet – oder schlicht nicht erfüllt – sehen. Wir betrachten jedoch keine Reportage sondern einen non-fiktionalen Spielfilm! Auf der diesjährigen DOK.LEIPZIG durfte ich mehrere Weltpremieren miterleben. „Der Kapitän und sein Pirat“ war sicherlich nur einer von vielen guten Dokumentarfilmen – gesehen habe ich neun – und doch hat er einen nachhaltigen Eindruck bei mir hinterlassen. Es war mir ein Bedürfnis einen Rückblick speziell auf diesen Film zu geben. Zu groß war die Gänsehaut, zu intensiv das Gefühl während des Films, als dass ich es nicht hätte machen können. Ob und wann dieses Machwerk jemals eine kommerzielle Auswertung erfahren wird ist unklar. Wünschenswert wäre es auf jeden Fall.



Story
Die Regisseure Stefanie Brockhaus und Andy Wolff zeichnen die Geiselnahme auf der „Hansa Stavanger“ im Jahr 2009 nach. Der Kapitän Krzysztof Kotiuk erzählt seine Geschichte emotional. Wir begleiten einen gefallenen Seebären zur Therapie, in seine spärliche Wohnung und lauschen seinen Aussagen die gerne im Gegenschnitt vom damaligen Anführer der Piraten konterkariert werden. Der ruhige abgeklärte Somalier berichtet emotionslos und erläutert die Umstände die einen Mann in Somalia zu einem Piraten machen. Die Geschichte ist gekennzeichnet von Respekt. Kotiuk steht Todesängste aus, wird fast erschossen und hat doch Achtung vor seinem Gegenüber. Seine Mannschaft sieht das anders. Später wird in den Medien zu lesen sein, dass er sich zu sehr auf die Piraten eingelassen und nicht zielführend gehandelt hätte. Der Film zeigt ein Bild von einem Captain, der nicht versteht, dass seine Crew ihn nach den Ereignissen öffentlich denunziert und der noch weniger versteht dass ausgerechnet der Pirat ihm so viel Respekt schenkt. Kotiuk versucht das Trauma in einer Thearapie zu bewältigen während der somalische Pirat in den „Schuhen des Kapitäns“ am Strand spaziert - die Kamera immer dabei.

Review
Lobhuddelei liegt mir nicht, lag mir noch nie und wird mir nie liegen. Umso schwerer diesmal Respekt und Hochachtung für dieses Werk auszudrücken ohne in Schwafelei und Gelaber zu verfallen. Die Bilder sind sauber. Stativ und Handkamera wechseln sich oft genug ab um nie als störend empfunden zu werden. Brockhaus und Wolff sind glücklicherweise nicht dem Trend verfallen nur Wackelbilder einzufangen, um die Authentizität des Filmes damit künstlich herbeizuführen. Warum auch? Ein Dokumentarfilm darf schön aussehen. Tut „The Captain And His Pirate“ auch. Er nimmt sich die Freiheit spielfilmhaft inszeniert zu sein. Während der Somalier - permanent auf einem Kokablatt schmatzend – von der Eroberung des Schiffes erzählt, bekommen wir Aufnahmen von der mittlerweile verlassenen, „Hansa Stavanger“ zu sehen. Der Film erlaubt es sich selbst den Schnitt seinem emotionalen Tempo anzupassen. Ob dreiminütige Sequenzen von einem betrübt nach unten schauenden Kotiuk wirklich sein müssen ist sicherlich streitbar, können aber wohlwollend als Mittel der Regisseure interpretiert werden, um die Melancholie des Ex-Kapitäns zu skizzieren. Schon die Tatsache, dass der Pirat als ausführender Täter vor laufender Kamera über die Tat spricht – frei und offensichtlich emotional gefasst – verdeutlichen dem Zuschauer den soziopolitischen Hintergrund dieses Landes und tragen zur äußerst authentischen Atmosphäre bei. Krzysztof Kotiuk wirkt unaufdringlich, posiert nicht vor der Kamera sondern duldet Sie allenfalls. Er ist wichtig im Film, ja, aber nie wichtiger als die Geschichte welche erzählt wird. Musik wird spärlich eingesetzt. Es gibt sie, ist jedoch weder episch noch sonst wie pathetisch. Sie unterstreicht, betont, streicht und klimpert aber dezent im Hintergrund. Am Ende des Films bleibt der Zuschauer im Zwiespalt zurück. Auf der einen Seite haben wir das Gefühl, dass die äußerst einseitige Berichterstattung in den Medien endlich eine gesunde Opposition erfahren hat. Auf der anderen Seite muss man sich eingestehen, dass auch dieser Beitrag die Protagonisten nicht aus ihrem Loch erretten konnte, sondern doch eben nur aufzeigt und auf eine erschreckend packende Art unterhält.


Fazit
Die Story alleine ist hollywoodreif und fesselt den Zuschauer an den Kinosessel. Wer Dokumentarfilme häufiger konsumiert wird sich freuen diesen Augenschmaus genießen zu dürfen. Publikum, welches üblicherweise Mainstreamkino konsumiert, wird sich eventuell an die Form gewöhnen müssen, an lange unbewegte Bilder und Stille. Schnitt und Inszenierung machen die Umgewöhnung jedoch einfach. Der Film betrachtet eine einzige Seite des Vorfalls und will auch nichts anderes als das. Gute Filme aus Deutschland müssen weder KeinOhrHasen, ZweiOhrKüken oder DreiLochStuten heißen und können trotzdem unterhalten. „Der Kapitän und sein Pirat“ ist der Beweis dafür.

In diesem Sinne,
Ein authentisch dokumentiertes Cheerio und viel Spaß bei Eurem nächsten Kinofilm.

Euer Robert


Trailer zu Der Kapitän und sein Pirat
 
 
Der Kapitän und sein Pirat
84 Minuten
FSK k.A.
Deutschland, Belgien, Somalia, 2012

Sonntag, 21. Oktober 2012

Step Up: Miami Heat

(Step Up Revolution)

oder:  
Cash Up 4: The Re_make_quel_egal

"Das Feature:" heißt es heute. Für die aktuelle Filmrezension habe ich mir eine waschechte Tanzlehrerin mit ins Boot geholt. Ich persönlich hab noch nie eine Tanzschule von innen gesehen (ein, zwei peinliche Erlebnisse von vor 13 Jahren mal dezent ausgeblendet). Man würde ja auch keine Rezension über einen Nuklearbeschleuniger schreiben, ohne einen Physiker zu konsultieren. Es ist schwer an einen Tanzfilm nur die üblichen Maßstäbe anlegen zu wollen. Rein storytechnisch bot auch der Original "Footloose" von 1984 nur Nonsens, aber eben der Focus auf die Tanzeinlagen machten den unvergleichlichen Charme dieses Dance-Flics aus. Und in Zeiten von massig Angeboten an Wettbewerben, Battles und Competitions wächst der Wunsch bei vielen jungen Leuten, ebenso cool und stylish über die Bühne zu gliden, zu sliden und unter Pyroeffekten den Pokal zu holen - wie Ihre Leinwandhelden. Ob, warum und wie realistisch solche Vorstellungen überhaupt sind erzählt Dancecoach & Profitänzerin Laura in der neuen Rubrik „Featuring“. Diese wird es in unregelmäßigen Abständen immer dann zusätzlich geben wenn ich mich an ein Projekt oder Film wage, dem es noch am fachlichen Feinschliff bedarf um alle Seiten zu beleuchten.


Die Story

Siehe Teil 1 - 3.
Ich mache es mir damit recht einfach. Klar. Aber nach sorgfältiger Sichtung von „Step Up“, „Step Up 2: The Streets“ und „Step Up 3D“ springt dem neutralen Betrachter die bekannte Story schon irgendwie in die Augen. Protagonist A verfällt seinem zukünftigen, weiblichen Love-Interest hoffnungslos. Was anschließend folgt sind ultradurchgestylte Tanzeinlagen und shakespeareske Hintergrundstorys. Cameos gibt es in jedem Fall, denn irgendwer aus dem neuen Film ruft auf jeden Fall Irgendwen aus dem Vorgängerfilm an. Diesmal beobachten wir Sunnyboykellner und Leader von "The MOB" Sean dabei, wie er verzweifelt um die Tanzschuhe der Millionärstochter Emily wirbt und nebenher versucht sein Heimatghetto und seine Crew am Leben zu erhalten. Das Ganze wird diesmal durch "Oceans Eleven" - ähnliche Vorbereitungssequenzen gewürzt und in 3D kredenzt. Guten Appetit.

Review


3D. Ein viel diskutiertes Thema im Zeitalter der neuen Medien. Gerade auf der Leinwand ist es der Unterschied zwischen 6,50 € und 12,50 €. Ottonormalverbraucher nimmt das gerne mal so hin ohne zu wissen, dass die Kinos meist den selben Film auch in 2D anbieten. Auch wenn ich diesmal das Pferd von hinten aufzäume (JA DAS DARF MAN NOCH SCHREIBEN!): Wer sich schlussendlich doch für diese Tanz-Gurke hier entscheidet, dem sei angeraten es wenigstens in 3D zu >genießen<. Die ewig gestrige Story um den sexy Loverboy der seine Herzensdame umwirbt und deshalb bald im Clinch mit seiner (Dance)Crew liegt, lockt allein nicht mal mehr den heißblütigsten Tänzer hinter dem Ofen vor. Zu oft gesehen, zu oft schon besser gesehen (Step Up 2: The Streets; You got served). Die Dialoge sind erwartungsgemäß flach. Und ich meine damit nicht "ich kann schon damit leben"-flach sondern flacher als Friesland und alle damit verbundenen Witze. Hätte man sich den nervig - kitschigen Wortbrei einfach gespart, wäre die Laufzeit von knapp 100 Minuten auf 80 zusammengeschrumpft und der Zuschauer hätte vielleicht noch die Möglichkeit, sich anschließend in einen anderen Film seiner Wahl zu begeben. Die Darstellung schwankt hier von "hab kein Bock auf reden, will meine Screentime vertanzen" bis hinzu Peter "O.C. California" Gallagher "hab meine Seele für den Scheiß hier verkauft und mache das Beste draus". Durch das Plot-Element "The MOB" ist es möglich recht unterhaltsame Vorbereitungssequenzen zu begutachten. Doch nur wegen den Mozzarellascheiben bezahle ich keine ganze Pizza und nur wegen ein, zwei guten Ideen bin ich nicht gewillt einen ganzen Film zu sehen. Allerdings - und damit kehre ich zum Anfang zurück - haben es die Verantwortlichen geschafft den Ursprungsgedanken des 3D Kinos umzusetzen. Sicherlich ist dies ein rein technisches Lob, dennoch soll es nicht unerwähnt bleiben. Seit dem 90 - minütigen Daft Punk - Musivideo "TRON: Legacy" hat es kaum wieder ein Film geschafft, die bestehenden Möglichkeiten der Technik zu nutzen um dem Zuschauer ein wirklich anderes Seherlebnis zu präsentieren. Umso tragischer wenn diese Perle nun unter filmische Säue geworfen wird. Die Tanzeinlagen sind überwiegend spektakulär in Szene gesetzt, so spektakulär dass zu jedem Augenaufschlag, jedem Schritt, jedem Furz und jeder sonstigen Bewegung der passende Takt, das passende Close Up und der passenden Schnitt auftaucht. Hätte Michael Bay einen Bollywoodfilm inszeniert, nein, er hätte nicht bunter werden können. Und genau hier wird wohl auch das größte Problem für ernsthaft Tanzinteressierte zu finden sein - dazu erzählt unser heutiges Feature aber noch ein paar Takte. Warum der Filmtitel im Original Revolution lautet versteht außer den Produzenten wahrscheinlich niemand. Außer dem Wechsel von Walt Disney zu Summit Entertainment gab es nichts was irgendwie revolutionär anmuten würde. Flach die Story, Dialoge wie das berühmte Stroh und die Frage warum es denn da liegt und eine Inszenierung die theatralischer anmutet als Transformers 3. Der Soundtrack ist durchaus hörenswert und dürfte den Musikgeschmack vieler Tanzwütiger bestens treffen. Aber diesen bekommt man eben auch ohne den Film. Wie inspirierend nun die Tanzeinlagen und Choreographien wirklich waren? Diese Frage stelle ich an...


Das Feature: LAURA - Dancecoach & Gastrezensent

Hallo! Ich bin Laura, 22 Jahre alt, seit 12 Jahren Tänzerin und seit einem Jahr Tanztrainerin im Bereich Hip-Hop für Klein und Groß. Tanzfilme wie die der Step Up Reihe schaue ich mir vor allem an um mich  inspirieren zu lassen und mir neue Anregungen und Ideen für eigene Projekte zu holen. Bei Titeln wie  "You got served" hat dies auch noch wunderbar funktioniert. Dies hatte aber auch damit zu tun, dass es sich mehr auf das Tanzen an sich bezogen hat, als auf das ganze Drumherum und man sich mit der Story noch halbwegs identifizieren konnte. Das Schema des Films "Step Up 4" ist unrealistisch und vermittelt Tanzschülern eine andere Vorstellungen vom Tanzen. Battles sind selten mit so hohen Preisgeldern ausgeschrieben, kaum eine Crew beschäftigt ihren eigenen Elektriker und hat riesige Lagerhallen angemietet, damit dort nur einzig und allein die Crew trainieren kann. Choreographien werden in den seltensten Fällen innerhalb von zwei Wochen ausgetüftelt und noch seltener hat man Lagerbestände mit den neusten Markenklamotten- und Schuhen an der Wand zu hängen. Während eines Auftritts springen auch nicht spontan befreundete Crews auf die Bühne und liefern Dir aus Lust und Langeweile eine 10 Minütige Show mit Feuerwerk und coolen Sprüchen. Beim Betrachten von "Step Up 4" schoss mir ein Gedanke durch den Kopf: Das ist ein Effektspektakel - kein Tanzfilm. Alles ist bunt, überstilisiert und die Story ist immer die gleiche. Tanzen heißt nicht coole Klamotten, Spezialeffekte und Feuerwerk. Nicht jede Tanzstunde artet in einem zwischenmenschlichen Drama aus - Oh Gott, was für eine schreckliche Vorstellung! - sondert bedeutet jedes Mal wieder Disziplin und Konzentration. Wer mehr Wert auf seine eigene Optik als auf das Training legt, wird es mit dem Tanzen nicht weit schaffen, weder professionell noch als Hobby. Ich bedanke mich für Eure Aufmerksamkeit und wünsche jedem Tanzbegeisterten maximale Erfolge und vielleicht sieht man sich bald mal. Liebe Grüße, Laura.
 

Fazit

Tanzen ist eine Passion und für manche mehr als ein Hobby. Für eben Jene dürfte dieser Film fast ein Hohn sein, so wie die Tim Mälzer Show für jeden Berufskoch. Dass man mit Tanzen Ghettos rettet, Millionen verdient und für jeden Auftritt Special Effects für mehrere hundert Dollar im Gepäck hat mutet schon fast dreist an und weckt wahrscheinlich falsche Vorstellungen beim jüngeren Publikum. Wer auf kitschige Dialoge, Tanzeinlagen mit mehr Schein als Sein und einem Schauspiel jenseits von Gut und Böse steht, der ist hier richtig - jeder andere bestellt sich vielleicht einfach den wirklich guten Soundtrack und steppt ein wenig in den heimischen vier Wänden. 

In diesem Sinne,
wildwirbelndes Cheerio und viel Spaß bei Eurem nächsten Kinofilm

Euer Robert


Trailer
                                     
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