Dienstag, 25. Dezember 2012

Apparition - Dunkle Erscheinung

(The Apparition)

oder:  
Dämonenschimmel: Schwache Erscheinung

Das Charles Experiment fand 1973 statt. Man versuchte dass man parapsychologische Erscheinungen durch pure Gedankenkraft entstehen lassen kann - jeder Drehbuchautor, mir inklusive, kann bestätigen dass dies möglich ist. Was manchmal so abgeht wenn ich meine Gedanken schweifen lasse ist auch gruselig. Dieses Experiment war Anlass für Todd Lincoln einen Storyfaden um dieses Ereignis herum zu spinnen. In diesen Tagen finden wir auffallend viele Filme der Marke "huch, gruselig wa?" - zum Beispiel Sinister (Review) im Kino. Tote Kinder, Boogeymans und diverser anderer Schabernack wird den Protagonisten liebendgerne auf den Hals gehetzt. "Apparition - Dunkle Erscheinung" gehört mit 17 Mio US $ nicht eben zu den Big Budget Movies. Umso größer war bei mir die Hoffnung dass hier vielleicht aus der Not ein Tugend gemacht wurde und das fehlende Budget mit Originalität und Einfallsreichtum wett gemacht wurde. Ich persönlich hatte vorher auch noch nie abartig wuchernden Dämonenschimmel gesehen - meine Azubibude mal ausgeklammert - und war schon deshalb gespannt wie ein Flitzebogen. Ob man für diesen Auswuchs einen Exorzisten, Dämonologen oder vielleicht doch nur eine Stoßlüftung brauch, habe ich für herausgefunden und mich dafür direkt ins Zentrum des Schreckens begeben.



Die Story

1973 gipfeln die paranormalen Versuche von sechs Studenten im "Charles Experiment". Sie versuchen durch Gedankenkraft - genauer durch zielgerichtete Gehirnströme - den Geist eines Verstorbenen in unsere Welt zu holen. Ein paar Jahre später versuchen vier weitere Studenten, unsere Protagonisten, das selbe  noch einmal und potenzieren ihr Gehirnschmalz um das 400fache. Schön blöd - denn nun wird spontan ein Mitglied der Gruppe von der Wand vertilgt (!) und das Geschrei ist groß. Die ganze Sache wird totgeschwiegen. Ein weiteres Mitglied der Gruppe, Ben, lebt nun mit seiner Freundin Kelly in einem Vorort und stellt bald einen ziemlich hartnäckigen Schimmelbefall seines Hauses fest. Dieser Schimmel jedoch scheint unnatürlichen Ursprungs zu sein und jedwedes Leben in den heimischen vier Wänden zu  Grunde zu richten.


Review

Schimmel ist ja oftmals unangenehm, ungesund, fies, schäbig, dreckig und so weiter. Auf die Idee das Böse also mal in dieser Form dazustellen, hätte ruhig schon früher jemand kommen können. Aber werfen wir wie immer zunächst einen Blick auf die Technik. Das Bild ist ansprechend. Es gibt Schnitt nach Lehrbuch und die Ausstattung ist zweckmäßig. Auf dieser Seite erwartet uns also eine angenehme Routine ohne viel Experimente. Wenige Close-Ups, gerne mal einen Establisher (Super-Totale) und sonst weite Einstellungen. In sofern unterscheidet sich "Apparition - Dunkle Erscheinung" sogar angenehm vom üblichen Horrorfilmeinerlei , welcher ja in letzter Zeit gerne die Worte Close Up und inflationär in einen neuen Zusammenhang bringt. Zusammenhang ist ein gutes Stichwort. Bilder und Szenen machen wirklich mehr Spaß wenn Sie in selbigem stehen. Emotional aufladener Score, die Kamera fährt langsam vom ausgeschalteten Fernseher zurück. Klar: Den Gegenstand, oder zumindest den Raum sollte man sich merken. Hier passiert noch was! Leider nicht. Mit dieser Stilmittelpalette wird mehrfach versucht den Zuschauer - wie bei großen Horrorfilmen - in die Irre zu führen. Leider sitzt man bei diesem Film am Ende mit Stirnrunzeln da und wundert sich immernoch weshalb mit dem bedeutungsschwangeren TV-Gerät nichts passiert ist. Den Darstellern selbst kann man glücklicherweise keinen Vorwurf machen. Sie spielen ihre Rollen. Ihre Rolle sind einfach nur nicht authenthisch. Wenn jemand sieht wie seine Kaktus in Zeitraffer (!!) eingeht ist es unwahrscheinlich dass  er / sie zum Partner sagt : "[...]mein Kaktus...hmm...[...]" und dann in aller Seelenruhe weiter die Kartons auspackt. Trotz dessen er nur wenig Screentime hat schafft es Tom Felton (Draco Malfoy "Harry Potter") authenthischer zu agieren als seine Kollegen. Das Draco-Image legt er hierbei erfolgreich ab und überzeugt als tragisch-chaotischer Wissenschaftsnerd. Man will den Film liebhaben. Schon die Story hat Potential und der geneigte Zuschauer wird über einige holprige Dialoge hinweg sehen. Man merkt Regisseur und Produzent an dass hier sehr viel Ambition vorlag. Dass der Regisseur auch für das Script verantwortlich zeichnet, lässt auf viel Engagement schließen. Hier wäre man aber besser bedient gewesen hätte Todd Lincoln nicht versucht auf beiden Hochzeiten zu tanzen. So verkommt die dunkle, zu einer recht schwachen Erscheinung ,welche an dem Jack  of all trades Syndrom kränkelt , also versucht in viel zu viel Ideen aufzugehen. Anleihen finden sich quer durch das Gruselbeet, angefangen von "The Grudge", über alles mit "Paranormal [...]" im Titel bis hin zu Plot Twists a`la "The Mist - Der Nebel". Was schlussendlich bleibt ist ein Duplo-Riegel mit Zartbitter-Schokolade. Man denkt jetzt kommt etwas total Ungewohntes, aber spätestens nach der Hälfte hat man die schnöde Erkenntnis dass lediglich die Verpackung dunkler war - der Rest aber totaler Durchschnitt. Horrorschimmel im Haus ist eklig, ist gruselig, aber letztendlich doch nur Schimmel - und der reicht leider nicht für einen ganzen Film, nichtmal wenn er nur 82 min kurz ist.


Fazit:

 
Solide Darstellerperformance & Routinefilmerei VS. unausgegorenes Drehbuch. Motivierter Bildermischmasch mit netten Ansätzen, Gruselmomenten aber leider zu vielen Ideen, welche den Film träger werden lassen, als den Dämonenschimmel im Hause.

In diesem Sinne,
wändereinigendes Cheerio und viel Spaß bei Eurem nächsten Kinofilm.

Euer Robert


Trailer

  Apparition - Dunkle Erscheinung
  82Minuten
FSK 16
USA, 2012

Sonntag, 23. Dezember 2012

Universal Soldier: Tag der Abrechnung

(Universal Soldier: Day of Reckoning)


oder:  
Universal Story 4: Day of Re-Cloning
 
Roland Emmerich. Mann. Visionär. Schwabe. Er zeichnet für den Untergang der Erde verantwortlich. Immer- und immerwieder. Sei es durch Aliens ("Independence Day"), Megafrostbeulen ("The Day After Tomorrow") oder Hochwasser im Wohnzimmer ("2012"). Immer ließ er nicht weniger als die totale Apocalypse auf uns los. Doch schon 1992 zeigten sich seine menschenverachtenden Wesenszüge in dem er Jean-Claude Van Damme in einem Film MIT Dialog besetzte. So begann die Geschichte um Luc Devereaux und seine Nemesis, dem Vorzeige-Mad-Man Andrew Scott (Dolph Lundgren). Nebenbei bekam das Publikum einen damals unbekannten Bodybuilder namens Ralf Möller zu sehen. Emmerich erschuf seine eigene Terminator-Version, hatte massig Spezialeffekte zu bieten, doch viel schon damals mit diesem Film bei der Mainstream-Kritik durch. Dennoch reichte es um 1998 für das US-Kabelfernsehen zwei (grottigendämliche) Fortsetzungen in Auftrag zu geben. "US II: Brothers in Arms" & "US III: Unfinished Business" hießen die Filmgurken und beherbergten nicht mal einen Partikel des Casts aus dem Original. 1999 preschte eine weitere Fortsetzung direkt auf die Leinwand. "Universal Soldier: The Return" ignorierte die beiden schwarzen Kabel-Schafe und führte den Originalfilm fort, diesmal wieder mit Van Damme. Obwohl auch dieses vierte Installement des Franchises gnadenlos floppte (10 Mio Einspiel vs. 23 Mio Kosten) war man nicht müde das tote Pferd mit brutaler Beharrlicheit am Leben zu erhalten. "Universal Soldier: Regeneration"  erschien 2009 und ignorierte erneut sämtliche anderen Filme außer dem Original. Auch dieser Film wartete wieder mit Van Damme und Lundgren auf, obgleich beide schon nicht mehr allzu regeneriert aussahen. Dieser spielte zumindest seine Kosten wieder ein und so kann am 24. Januar 2013 auch in Deutschland die Fortsetzung anlaufen. Planet Media Home Entertainment stellte Kopf & Kino freundlicherweise vorab ein Exemplar zur Verfügung. Ob dieser Universal Soldier eine gute Figur abgibt, oder nur brav salutiert? Für Euch habe ich mich ins Heimkinogefecht begeben um es herauszufinden.


Story

John (Scott Adkins) wird des nächtens zu Hause von einer Gruppe maskierter Männer überwältigt und muss kurz darauf mit ansehen wie Luc Deveraux (Van Damme) seine Frau und seine Tochter erschießt. Neun Monate später erwacht er aus einem Koma, leidet an schwerem Gedächtnisverlust und geht auf Spurensuche. Dabei plagen Ihn nicht nur ständige Visionen vom angeblichen Mörder seiner Familie, sondern auch ein UniSol namens Magnus.


Review

Scott Adkins ist ein Garant für gute Actionfilme. Ich bin beileibe kein Fan dieses Mimik-Steins, aber Martial Arts machen bei Ihm Spaß. Wer die Rezension zu "The Expendables 2" gelesen hat, weiß bereits dass Scott Adkins schon bei eben diesem Film völlig unterschätzt wurde. Dort wurde er, zu Gunsten von Van Damme und den anderen Knitterärschen, per Kopf-in-Rotor-Szene, aus dem Skript geworfen. Hier auch mal eine nette Abwechslung Adkins in der Rolle des Protagonisten, ohne russischen Akzent, zu hören. Der Ben-Affleck-Gesichts-Zwilling ist zwar immernoch eher Kämpfer, denn ein ernstzunehmender Schauspieler doch neben Van Dammes mittlerweile eingefrohrenen Gesichtszügen (+ seiner unheimlichen neuen Frisur!) und den anderen Laiendarstellern der Marke "Mitten im Leben", wirkt Adkins wie der junge Hamlet. Aber Butter bei den Fischen: Wegen den Dialogen wollte noch nie jemand "Universal Soldier" sehen. Ja es wird sich geprügelt. Da verliert Hauptakteur John schonmal drei Fingerchen und amputiert als Dank dafür dem Angreifer den halben Fuß. Hand-to-Hand-Combats finden selbstredend entweder in Zeitlupe ODER in Doublespeed statt. Der einzige Grund warum die Kampfsequenzen mit Van Damme und Lundgren nicht vollends zur Lachnummer verkommen. Während Lundgren immernoch beeindruckend böse gucken kann, ist Van Damme schon unglaubwürdig wenn er das rechte Bein nur anhebt. Ohnehin beträgt die Screentime der beiden Ex-Ikonen maximal 20 Minuten - und hätten Sie gar keine, es wäre auch nicht schlimm. Würde man das "Universal Soldier", "Jean Claude Van Damme" und "Dolph Lundgren" aus dem Gesamtkonzept streichen, hätte man immernoch einen soliden Revenge-Actioner mit kruder Story und vorhersehbarem Twist. Hier wird aber krampfhaft versucht dem Universal Soldier - Motiv einen Platz einzuräumen. Ständige Verweise, alberne Logos auf Baskenmützen und zwielichtige FBI - Agenten brüllen es dem Publikum geradzu in die Pupille: "UNIVERSAL SOLDIER SEQUEL - ALLE MAL HERSCHAUEN!" Unnötiger Platz den man super dafür hätte nehmen können um John wenigstens einen Nachnamen ins Drehbuch zu schreiben. Eine Exposition sucht man vergebens. Familienvater ist Johns einzige Daseinsberechtigung. Während die erste hälfte des Filme noch versucht eine Art verworrene Psychostory zu stricken, sieht man in der zweiten Hälfte einen Scott Adkins in Höchstform. Was die deutsche Zensurbehörde offensichtlich störte. Das übliche Debakel. Die FSK 18 - Fassung wurde deftig geschnitten. Leider wurde hierbei kein Wert mehr auf die Ästhetik gelegt. Wer also Interesse an einer Anschaffung hat, wartet, wie gewohnt, auf die Uncut - Scheibe.


Fazit

 
Irritierender Mix aus "Death Wish"-, "Universal Soldier"- und "Total Recall"-Motiven. Alle Fans der Reihe werden sich den Film sowieso holen. Wer schon immer mal Scott Adkins als verzweifelten Good Guy sehen wollte: Hier ist die passende Gelegenheit.
Interessanter Action-No-Brainer mit SlowMo-Attitüde. Action Fans haben Material für einen gepflegt unterhaltenden Bier & Chips - Abend. Wer auf ausgetüftelte Storys steht...liest lieber ein Buch.
 
In diesem Sinne,
soldatenklonendes Cheerio und viel Spaß bei Eurem nächsten Kinofilm.

Euer Robert

P.s.: Vielen Dank an Planet Media Home Entertainment

Trailer


Universal Soldier: Tag der Abrechnung
114 Minuten
FSK 18
USA, 2012

Donnerstag, 20. Dezember 2012

Sinister





...oder:  
Homevideos sind scheiße! - Part 26


Die kalte Jahreszeit bringt dieses Jahr, neben dem vorweihnachtlichen üblichen Schmus, eine handvoll Horrorfilme ins Kino. "Paranormal 4ctivity", "The Apparition" [Review folgt!], "Possession" und eben auch den hier beschworenen "Sinister". Seit "SAW VII - Vollendung" hat sich das Torture-Porn-Genre wieder in den Heimvideomarkt verkrümelt und auf der Leinwand stellt das fröhliche Abtrennen von Extremitäten nicht mehr DIE Definition von Horror dar. So weit so gut. Interessant das ausgerechnet der Vater ebengenannter "Ich will ein Spiel spielen..." - Filmreihe, James Wan, mit "Insidious" den klassischen Grusel / Haunted House - Film reanimierte und gleichzeitig bewies dass ein Genrefilm ohne Blut, Jumpscares oder diverse Körperflüssigkeiten auskommt. Eine, im Rahmen der Thematik, intelligente Geschichte, authentische Figuren, ein Gänsehaut-Soundtrack und ein einfallsreicher Plottwist am Un-Happy End. Schöner Film. Punkt! Ausgehend davon ist natürlich der Aufmacher "From The Producer Of 'Paranormal Activity' And 'Insidious'" [Anm.: Jason Blum] geschickt gewählt, waren doch beide Filme ein Garant für feuchte Hände, nasse Sitze und volle Kassen. Auch ein Ethan Hawke ist per se nie eine schlechte Wahl, bewies er von der Vampirapocalypse in "Daybreakers" über das Milieu-Drama "Brooklyn`s Finest" bis hin zu der TV-Miniserie "Moby Dick", dass er im Prinzip überall zu hause ist. Seine Darstellung brillieren dabei nie, reichen wohl aber immer zu diesem gewissen "Der war doch auch schon bei..." - Effekt. Seit vor vielen Wochen die ersten Teaser und Trailer zu "Sinister" auftauchten war ich Feuer und Flamme für diesen Film. Sofort strahlte er diese unheimliche Atmosphäre aus, welche mir auch bei "Insidious" schon von Anfang an eine Erpelpelle verpasst hatte. Für Euch habe ich mich auf Spurensuche begeben, nach dem Wer, Wie und vorallem dem WAS!


Die Story

True Crime - Autor Ellison Oswalt (Hawke) zieht mit seiner Familie in ein Haus, in dem die Vorbesitzer wenige Monate zuvor ein grausamer Tod ereilte. Frau und Kinder erweisen sich recht schnell als ziemliche Meckergestalten und so sucht Ellison des nächtens Inspiration auf dem Dachboden. Die dort gefundenen Super 8 - Homevideos welche, neben beschaulicher Familieidylle, auch direkt noch die Hinrichtung der Familie beherbergen, verschaffen dem Autor neben der erhofften Inspiration auch noch eine übersteigerte Obsession. Unser Protagonist trifft während der manischen Suche nach der Wahrheit, über den Verbleib der einzelnen Kinder, auf eine seltsame Gestalt die offensichtlich in Zusammenhang mit den Morden steht. Mehrere Skype-Sessions mit dem Pummelchen-Professor Jonas (Vincent D`Onofrio) später weiß man dann auch dass es sich um die heidnische Gottheit "Bughuul" - eine Art Gothic-Ronald McDonald mit Vorliebe für Kinderseelen - handelt, welche in ihren eigenen Abbildungen lebt. Ab da wird auch Oswalts Familie von Bughuul heimgesucht und auch Ellison selbst verändert sich - in bester Shining-Referenz - von Tag zu Tag mehr.


Review

Schema F könnte ich jetzt sagen. Haus, Familie, Pappa und Gespenster. Seit vielen vielen Jahren funktionieren eine Vielzahl an Grusel- und Horrorfilmen nach diesem Aufbau. Kubricks "Shining", Hoopers "Poltergeist", Wans "Insidious", Zemeckis´ "13 Geister" oder eben in neuerer Zeit auch Oren Pelis "Paranormal Activity", welcher nebenbei noch eine wahre Kaskade an Found Footage - Horrorschrott nach sich zog. Sie alle funktionieren - mal mehr, mal weniger gut - nach dem oben genannten Schema. "Sinister" versucht dabei nicht sich von seinen geistigen Vorgängern abzugrenzen. Doch kommen wir vorher zur Pflichtübung, der Technik. Und dabei bleiben wir kurz und bündig. Die Farben sind gedeckt, das Bild ist einwandfrei. Auch die Homevideos wirken authentisch alt und tragen die Stimmung des Films zu einem großen Teil. Der Schnitt ist stimmig Andererseits kann der Cutter nicht allzuviele Freiheiten gehabt haben. Die meisten Szenen beginnen mit Ethan Hawke der einen Raum betritt - mit einem Baseballschläger, einem Super 8 Film oder einem seiner zwei Blagen. Die Kamera ist überwiegend statisch. Kamerafahrten gibt es kaum, dafür scheint Regisseur Scott Derrickson ein Fan von Close Ups zu sein. Das Anknipsen des Projektors, das Sichten der Unterlagen, das Wandgemale des Nachwuchses - bei allem ist die Kamera so nah dran dass man dem Darsteller problemlos in der Nase bohren könnte. Ab und an gönnt man dem Publikum eine Halbtotale zum Luftholen. Ansonsten ist die Inszenierung solide und gewohnt. Die Geisterkinder tauchen immer mal hier und da auf, haben SELBSTVERTÜRLICH schwarze Augenringe und sehen alles in allem ungesund aus. Standbilder bewegen sich plötzlich und wenn irgendwas anderes außer dem Frühstück passiert kann damit gerechnet werden dass ein passender Scream-Geräuscheffekt den Schreckmoment begleiten wird - so weiß der doofe Zuschauer wenigstens genau wann man sich gruseln darf! Rein soundtechnisch darf man keine großen Sprünge erwarten. Knister-, Knack- und Keuchgeräusche wechseln sich mit einem 0815 - Score und Trommelgesängen ab. Wer Letzteren in ausgerechnet diesem Film haben wollte weiß ich nicht, aber auf seinem/ihrem Kopf würde ich auch gerne Trommel spielen. Trotz allem hatte die Ausgangsbasis durchaus Potential. Das Drehbuch ist das einzige was dem Ganzen Steine in den Weg legt. Die Figuren bräuchten die Sympathie des Publikums - bekommen Sie aber nicht. Den Sohn möchte man nach 20 Minuten nur noch mit dem Kochlöffel bearbeiten, die Tochter bekommt zu wenig Screentime um ihr den Twist am Ende zu widmen und die Frau ist wie immer die Zicke für Kind und Herd. Stereotype par excellence. Dazu kommt dass man sich nicht richtig entscheiden konnte auf was man nun den Focus legt. Die Snuff-Filme, die psychische Veränderung des Vaters, Bughuul der Seelenfresser oder wird das ganze vielleicht doch suspense, wenn die toten Kinder HINTER dem Vater herumtoben? Der Film schafft es bis zum Schluss sich auf vielen Wegen gleichzeitig zu verlaufen. Dabei schafft er es seine Figuren - bis auf den Protagonisten - so stiefmütterlich zu behandeln dass einem deren Verbleib am Ende auch einfach egal ist. Respekt! Öffnet ein Film so viele Türen, sollte er sich nach Hälfte des Films entscheiden durch welche er laufen möchte. Stattdessen wählt er die abstruseste Variante und flieht durch das Fenster hinaus in die Mittelmäßigkeit.


Fazit:

Sinister stellt tatsächlich eine Mischung aus "Insidious" und "Paranormal Activity" dar. Hounted House meets Found Snuff Footage. Nette Idee mit solider Inszenierung und einem engagierten Ethan Hawke, dafür mit blassen Nebendarstellern (und damit sind nicht die toten Kinder gemeint!) und einigen Plotschwächen.

Nicht DER neue Impuls fürs Genre, aber für Freunde von Grusel-Schonkost durchaus mal den ermäßigten Preis einer Kinokarte wert.

In diesem Sinne,
Seelenfressendes Cheerio und viel Spaß bei Eurem nächsten Kinofilm.

Euer Robert


Trailer zum Film: 
 

Samstag, 15. Dezember 2012

Oversexed / Underfucked

NIEMAND kennt diese Websites.
YouPorn. MyDirtyHobby. Brazzers. Pornhub. Kein Mensch auf der Welt hat sie besucht - und doch machte Pornopapst Fabian Thylmann ein Millionenvermögen damit. Die USA hat Mark Zuckerberg und Facebook, wir haben Fabian "Manwin" Thylmann und seine Ruckelfilmchen for free. Glückwunsch. Bis gestern wusste ich auch nicht dass der Betreiber der weltweit bekanntesten Brüsteschaukel- und Spritzgebäck mit ganzen Nüssen - Websites aus Deutschland kommt. Ist es unfair Facebook und Youporn miteinander zu vergleichen? Nee. Warum auch? Bei beiden ist es die voyeuristische Affinität und perverse Leidenschaft zum Betrachten von abartig schlechten Bildern und manchmal sogar vorgegaukelter Realität. Ja Realität. Privatfernsehen-Realität. Genau genommen machen ja RTL und Co. auch nichts anderes in ihrem Nachmittagsprogramm. Nur da wo die verwackelte Handkamera bei den Privaten aufhört, wenn der 45jährige Bauarbeiter Klaus gerade seine 20 Jahre jüngere Cindy übers Laken schubst, da fangen Seiten wie MyDirtyHobby und YouPorn erst an. Von "Mitten im Leben" zu "Mitten ins Gesicht" quasi. Der Weg ist kurz, die Drehbücher sind es auch und die Zielgruppe leider ebenso. Während früher die bloße Erwähnung des Wortes "Porno" (aber auch "Mitten im Leben") einem jungen Menschen die Schamesröte ins Gesicht trieb, ist es heute ganz legal und cool zu erklären an welcher Latte man hobeln musste um so einen stattlichen Tennisarm mit Sehnenscheidenentzündung zu bekommen. Das Sex heutzutage ein offenes Thema ist, kein Tabu und so frei behandelt werden kann, stellt durchaus einen Fortschritt dar. Schon in der DDR, Gott hab sie seelig, wurde das gepflegte Nackigmachen zelebriert und gezeigt dass wir ja eigentlich alle gleich sind unter dem T-Shirt - manche vielleicht etwas gleicher als andere, aber im Grunde doch alle nicht so verschieden. Man war eben nackt, hatte Sex bis der Putz vom Wachturm rieselte und ging arbeiten. Das war nichts besonderes. Heutzutage sind wir "oversexed and underfucked". Warum das Stroh da liegt, braucht man nicht mehr mit großflächiger Sonnenbrille und Trenchcoat im Hinterzimmer des lokalen Onanie-Fachbetriebes zu klären, sondern kann, getreu dem Motto "do it yourself", zu Hause auf Eiweißspurensuche gehen. Darüber beschweren sich zwar Genital-Discounter wie "Beate Uhse" und "Orion" weil Sie starke Abgänge (!) zu verzeichnen haben, aber das ist dem Ottonormal-Onanisten ja egal. Der kümmert sich lieber um seine eigenen Abgänge, während sich der Betreiber Thylmann zeitgleich in Brüssel den Willi wirbelt. Nun aber darf Fab-Fab-Fabian vor der deutschen Justizia die Hosen runterlassen - ein Glück dass die Dame blind ist. Strahlt der Eingangs erwähnte Mark Zuckerberg wenigstens im Ansatz einen gewissen Charme aus, scheint der 1978er Schambolzen mit der gesunden Bildschirmbräune fast zu implodieren. Die belgischen Pralinen schmecken aber auch viel zu gut. Steuerrückzahlung. Strafe. Melkt die Sex-Kuh solange sie liquide ist und führt den deutschen Steuerzahler in ein Land wo Milch und andere Körpersäfte fließen. Lasst den Mann weiter "1x hotelinterne Medien?" produzieren. Schlussendlich hat der Porno noch niemanden umgebracht. Und jetzt ist Schluss mit der Schreiberei. Es ist nämlich furchtbar anstrengend nur mit links zu tippen.

In diesem Sinne,
Pervers spannerndes Cheerio und viel Spaß bei eurem nächsten...naja, ihr wisst schon.

P.s.: Wer Lust auf Unlust hast, dem sei folgendes Werk zu empfehlen:
TopBlogs.de das Original - Blogverzeichnis | Blog Top Liste