Freitag, 8. März 2013

Die fantastische Welt von Oz


oder: Aufstand im Schlaraffenland

Somewhere over the rainbow trällerte Judy Garland 1939 im wohl bekanntesten Musicalfilm der Welt, Der Zauberer von Oz. Vorlage bildete die berühmte Kinderbuchreihe von Frank Baum. Viele Versuche wurden unternommen, die Vorlage originell zu verarbeiten. Ob nun 1976 als Road Movie (Oz – A Rock `n`Roll Road Movie), 1985 als Quasi-Sequel zum `39er Erfolg (Return to Oz) oder auch als Sci-Fi-Fantasy-Irgendwas-Mix-Mini-Serie mit Zooey Deschanel in der Hauptrolle (Tin Man). Dieses Jahr bringt Sam Raimi nicht nur das Remake seines eigenen Klassikers Evil Dead in die Kinos sondern beschert uns auch Oz the Great and Powerful – Die fantastische Welt von Oz, seines Zeichens ein gedankliches Prequel zum Buch und zum Klassiker mit Judy Garland. Für mein Lieblingspublikum habe ich mich in die fantastische Welt einer nachmittäglichen Kinovorstellung begeben und hab neben geflügelten Affen noch viel schrägere Sachen gesehen...


Story

Oscar Diggs alias Oz the Great and Powerful (James Franco) ist Zauberer in einem Wanderzirkus. Die meisten Frauen liegen ihm zu Füßen und selbstverständlich fühlt sich Ozzi totaaal missverstanden. Auf der Flucht vor dem angepissten Freund einer seiner Damen flüchtet Oscar mit einem Ballon, gerät in einen seltsamen Sturm und wechselt plötzlich das schwarzweiße 4:3 Bildformat in ein farbenfrohes 16:9 Spektakel, ballert volle Kanne in einen Fluss und erlebt ein Abenteuer mit Hexen, Zwergen, geflügelten Affen und einer Menge Selbsterkenntnis.


Review

Sam Raimi macht einen Film mit einem FSK 6 Rating. Okay. Bin gespannt. Doch zu erst – die Technik. Die fantastische Welt von Oz ist bunt, eindeutig künstlich und kommt in 3D mit nicht unauffälliger Bewegungsunschärfe daher. Die Musik ist pompös und wurde von Sam Raimis Hofkomponisten Danny Elfman gebastelt. Zurück zu dem eigentlichen Thema: Der Regisseur von Armee der Finsternis, der Spider-Man-Trilogie und Drag Me to Hell wagt sich an einen Oz-Film. Ihm zur Seite steht dabei ein Cast der sich sehen lassen kann. Neben James Franco – der ja munter-lustig in 127 Hours umheramputierte - und Mila Kunis (Black Swan) beehrt uns auch Knuddelbacke Rachel Weisz (Constantin, Die Mumie). Außerdem hat es Everybody`s Darling Zach Braff (J.D. in Scrubs – Die Anfänger) endlich in eine Großproduktion geschafft und darf als geflügeltes Äffchen den Part des Comic Relief übernehmen. Und das macht er auch gut. Schade nur dass diesmal Standardsynchronstimme Kim Haspers (interessanterweise auch Francos Standard) nicht an Board war. Das James Franco mit seinem Spiel gerne mal fünf Prozent drüber liegt und man Rachel Weisz im Prinzip kaum eine böse abkaufen kann (dafür ist Sie einfach zu sympathisch) ist allenfalls meckern auf hohem Niveau. Ja, der Film ist kitschig. Ja, der Film ist bunt. Ja, er ist ein Sam Raimi. Die kurzen, schnellen Close-Up-Zooms, die buchstäblich schräge Kameraperspektive, Bruce Campbell und Ted Raimi in Nebenrollen, widerliche Hexen die in halbnah vor der Kamera herumschweben...und diese Liste könnte ich endlos fortführen. Und hier mal ein kleines Quiz:
Ein Aufschneider und Possenreißer wird mittels Vortex in ein fremdes Land befördert, wird dort als Held gefeiert, bekommt Muffen und will abhauen, in letzter Sekunde – als seine neu gefundene Liebe vom Bösen entführt wird beschließt er sich zu bleiben und wird am Ende als die große Nummer gefeiert für die ihn alle andern schon von Anfang an gehalten haben.
Welchen Film habe ich eben beschrieben? Wenn euch spontan „Armee der Finsternis“ in den Schädel kam, liegt ihr gar nicht so falsch. Die gleiche Synopsis lässt sich aber auch auf Die fantastische Welt von Oz legen, und sie würde passen. Wer sich auf den Film einlässt braucht zwar nach 125 Minuten zwei Einheiten Insulin, wird aber um eine schöne Filmerfahrung reicher und eventuell ein, zwei Tränen ärmer sein.


Fazit

Alice im Wunderland meets Army of Darkness. So bunt wie bei Tim Burton, aber mit sympathischen Charakteren.

Ein würdevolles Prequel mit Achtung vor dem Original, aber genug Mut um eigene Pfade zu beschreiten.


In diesem Sinne,
flügeläffchenärgerndes Cheerio und viel Spaß bei Eurem nächsten Film

Euer Robert


Trailer zum Film

Die fantastische Welt von Oz

125 Minuten

FSK 6

USA, 2013

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