Sonntag, 12. Mai 2013

Evil Dead (2013)

OT: Evil Dead | 91 Min (uncut) | Spio / JK
R: Fede Alvarez | USA 2013
VÖ: 16.05.13 (Kino)

© Sony Pictures
oder: The Evil Exorcist Of Darkness

1982 erscheint ein Film, der nicht nur seine Protagonisten (zer)teilte, sondern die Kritikergemeinde gleich mit. Das deutsche Lexikon des Internationalen Films berichtet:

Ein als Kultfilm ausgegebener unappetitlicher Horrorfilm [...] ekelerregender Schockszenen [...] naturalistische Darstellung grauenhafter Szenen [...]

Währenddessen urteilen die amerikanischen Kollegen:

instant classic

The Evil Dead* heißt der Streifen – Tanz der Teufel - und scharrt bis in die Gegenwart einen Fan-Kult um sich, der seinesgleichen sucht. Schon bei der bloßen Erwähnung der Begriffe "Ash", "Evil Dead", "Groovy" oder "Necronomicon", geht dem gemeinen Fan das Messer in der Tasche auf. Der Film gilt in der Horrorfilm-, wie auch in der Indepententfilmszene, als Meilenstein. Nach vielen Diskussionen, massenhaft Internetspekulationen und schwammigen Aussagen wartet die Fan-Gemeinde auf eine Fortsetzung. Zwischendurch wird ihre Gier mit Drag me to Hell* ein wenig gestillt – einem Film der nicht die Story fortsetzte, wenigstens aber den Stil von Tanz der Teufel beibehielt. Plötzlich wird verkündet, dass 2013 das Remake ins Kino käme. Remake? Regisseur Fede Alvarez (Kurzfilm unter dem Review!) selbst sagt, dass "The car is there, the cabin is there (a family bought it and did some work on it more than 20 years ago) and the book has found its way back to the cabin... New kids will encounter it and suffer its wrath.[...]" Laut Gerüchteküche besteht der besteht der Masterplan von Altmeister Sam Raimi darin, Evil Dead und Armee der Finsternis – mit DEM Grand Seigneur Bruce Campbell – jeweils einen zweiten Teil zu spendieren. Die Story soll im Anschluss in einem Crossover gipfeln. Ich bin gespannt. Doch zunächst habe ich mich todesmutig in mein Stammkino begeben, um mit der verbotenen Formel "Pressekarte. Robert Gryczke. Evil Dead." das Grauen loszutreten. Klaatu. Berata. Nicta...

Story

Ein Mädchen wird im Wald gejagt und gefangen. Angebunden an einen Holzbalken und umzingelt von einer Gruppe Rednecks, macht sich ihr Vater bereit, um das Mädchen zu verbrennen. Erst bettelnd und flehend, dann mit fremder Stimme fluchend, wird die Besessene abgefackelt.

Jahre später: Fünf Freunde treffen sich im Wald. Mia (Drogenjunkie auf kaltem Entzug), deren Bruder David (Drei-Tage-Bart mit Softieattitüde), dessen Freundin Natalie (blond), Eric (Brillenschlumpf mit Fusselkopp) und Olivia (sexbombige Krankenschwester; straight). Alle wollen Mia durch den kalten Entzug helfen – wenn nötig auch mit harten Bandagen. Nachdem "Grandpa" (der Wuffi) den Keller der Hütte erschnüffelt hat, der Trupp neben diversen Katzenkadavern auch noch das verbotene Buch samt Schrotflinte findet und Eric anschließend ein paar Worte aus dem Naturom Demonto murmelt, entfesseln sie die Wackelkamera in den Wäldern. Das Böse ergreift Besitz von Mia und dezimiert auch den Rest der Truppe recht zügig, recht blutig: "You`re all going to die tonight!"

Review

Kein leichtes Erbe, das Jung-Regisseur Fede Alvarez da antritt. Ehrlich: Ich bin ein Fan; fast ein fanatischer Fan des Originals. Das macht es noch schwerer, irgendwie objektiv zu sein. Ich bin mit Ash aufgewachsen. Aber es ging Regisseur und Produktion nicht darum, Bruce Campbell ein jüngeres Ich zu geben. Es ging darum, den Charakter und den Geist des Originals wieder aufleben zu lassen. Und zu seiner Zeit wirkte Tanz der Teufel nicht so cheesy, wie er heute von den Greenhorns vielleicht wahrgenommen wird. Aber fangen wir doch erstmal beim technischen Handwerk an.

Kamerafahrten und Zooms orientieren sich direkt am Original. Schnell sind sie und aus der Hand. Die Farben sind düster und entsprechen im Vergleich am ehesten dem dreckigen Grau vom The Grudge*-Remake (ebenfalls von Raimi produziert). Close-Ups sind ganz groß (!), manchmal vielleicht sogar einmal zu häufig. Im Schnitt dominieren Hardcuts. Der Film atmet also tatsächlich die Luft seiner geistigen Eltern. Und mitnichten ist das nur The Evil Dead.

Hat das "Im Wald Spazierengehen" für sich entdeckt: Mia (Jane Levy)
© Sony Pictures
Spätestens wenn die besessene Mia - kichernd wie drei RTL 2 Redakteure - von "Schwanzlutscher" redet, ploppen Erinnerungen an Der Exorzist* auf. Beim Make-Up wurde sich überwiegend an aktuellen Standards orientiert. Effektkontaktlinsen der Marke "Loveparade" scheinen gut anzukommen. Sich gegenseitig anzukotzen, um dadurch böse Geister zu übertragen, funktioniert nicht nur bei Familienfeiern, nein, seit dem Film John Carpenter`s Prince of Darkness* (Die Fürsten der Dunkelheit) ist das auch im Kinosaal legitim. Oh behave!

Fede Alvarez entfernt sich nicht zu weit vom Original. Kenner werden ständig schmunzeln bevor der nächste Scare sie entweder in die Sitze sch***en oder apathisch lachen lässt. Die Halskette, der 73èr Ford Delta, das Naturom Demonto. Auch die Stimmen, welche am Anfang des Films murmeln "JOIN US!". Vielleicht ist Alvarez sogar etwas altmodisch, wenn er seine Figuren nicht so unsympathisch gestaltet, dass sie einem egal sind. Mia wirkt chaotisch, aber liebenswert und Eric möchte man zwar für seine Dusseligkeit - "ließ es nicht, hör es nicht, sag es nicht" ! - ohrfeigen, schließt ihn aber recht schnell ins Herz.

Bei diesem Film nicht zu spoilern ist schwer, zieht er doch einen großen Teil seiner Berechtigung erst aus den zu spoilernden Gewaltszenen. Der Bodycount kann bei fünf Leuten nicht hoch sein? Weit gefehlt! Und da wo Filme wie Hostel* ganz und gar auf den Ekelfaktor setzen, da überzeugt Evil Dead mit einer tollen Kameraarbeit, atmosphärischer Soundkulisse und brauchbaren Darstellern. Dialogschnitzer und manchmal allzu pathetische Situationen sind dem Einfluss des Mainstreams geschuldet und entlocken dem Hartgesottenen bestimmt mal ein "Boah – echt jetzt?"-Kopfschütteln. Auch mir stößt das sauer auf, allerdings sind die Rezeptionsgewohnheiten des Publikums heute, auf solche teils kitschigen Intermezzi geeicht – und ich respektiere das. 

Worte wie "Meilenstein" oder Superlative à la "das Erschreckenste" werden heutzutage geradezu inflationär missbraucht. Aber ich persönlich habe an manchen Stellen gegrinst wie ein Zwölfjähriger, der das erste Mal 'nen Porno schaut und bin widerum bei anderen Szenen mit großen Kulleraugen in den Sitz gesunken. Schlussendlich habe ich mich gefreut, seit langem mal wieder einen guten Horrorfilm gesehen zu haben.

Fazit

Evil Dead ist wie ein Kuchen nach Omas Rezept: Du weißt wie er schmecken sollte, es gibt einen Vergleich und du bemerkst, dass er nie so schmecken wird wie zu Omas Zeiten. Also fügst du ein wenig mehr Blut hinzu, etwas Liebe zu gespaltenen Zungen und feilst an den Dialogen. Nach dem ersten Bissen stellst du dann fest, dass es nicht darauf ankommt, den gleichen Kuchen zu backen, sondern das selbe Grinsen ins zerfetzte Gesicht zu zaubern.

Mission Completed. So darf ein Remake aussehen. Nicht perfekt, so wenig perfekt wie das Original – aber das macht ihn charmant und lecker.

In diesem Sinne,
LeichenteileHübschZusammenkehrendes Cheerio und viel Spaß bei Eurem nächsten Ausflug

Euer Rob

Trailer zu Evil Dead


Quelle: YouTube / Moviepilot Trailer
Kurzfilm Panic Attack!


 Quelle: YouTube / fedalvar

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