Dienstag, 3. Februar 2015

John Wick

OT: John Wick | 101 Min | FSK 16
VÖ: 29.01.15 (Kino)
©Studiocanal
oder: Der Wick Vaporisator

Wo er auftaucht, fließt Blut in Strömen; werden Bleistifte zu Mordwaffen; verlieren rüstige Russen die Contenance. Da machste Dir keine Vorstellung von. Wenn er ins Spiel einsteigt, wird sein Name geflüstert - so wie Uli Hoeneß das Wort Steuerfahndung flüstert. Er ist der Voldemort mit Dreitagebart. John Wick ist der Buddy vom Sensenmann, der Kinderschreck ohne Kinder - präziser als die GEZ und tödlicher als Oliver Pocher für die Einschaltquoten. Er ist der Wick Medi-Knight, der Luke Skywalker aus der Großstadt vom Planeten Wortlos. Würde Chuck Norris ein unanständiges Kind mit einer Handfeuerwaffe zeugen, hieße dieser Bastard John Wick. Ich denke, es ist irgendwie klar geworden?

Nach 47 Ronin (Review) und Man of Tai Chi hatte Keanu Reeves das gleiche Problem wie Johnny Depp derzeit: Du magst ihn, aber Du ahnst schon beim Anschauen, dass der Filme floppen wird. Teils zu Unrecht natürlich. Man of Tai Chi hatte zwar ein Drehbuch wie ein Schweizer Käse, war im Gesamtbild aber besser als zum Beispiel das filmische Verbrechen Tekken. 47 Ronin ging schlichtweg unter. Buddha hab ihn seelig.



Story
John Wick hat ein riesiges Haus, ein geiles Auto und seit neustem einen kleinen, putzigen Hund. Der ist schon von Beginn an erstaunlich stubenrein (Hollywood-Magie) und entlockt dem Saal regelmäßig ein kollektives "Aaaww". Die kleine Daisy erhielt John als Abschiedsgeschenk von seiner nun verstorbenen Frau. Als er an einer Tanke einem Russen seinen Schlitten nicht verkaufen will, wird der irgendwie übermütig und bricht des nächtens in die Casa del Wick ein, zerkloppt den Fiffi und verdiebstahlt das Auto... DIESER MISTKERL ... DIESES ABARTIGE... "§$%&/()=?)/&%&/()(/&%$§$

Schnell wird klar: John Wick ist nicht einfach nur ein hundeliebhabender, dreitagebärtiger Mustang-Fahrer mit zu viel Geld, nein nein, John Wick ist ein ehemaliger Auftragskiller. Und auch, wenn es niemand wörtlich sagt: Er scheint der beste gewesen zu sein. Zumindest bekommt jeder - angefangen vom Dealer (John Leguizamo), der das Auto verticken soll, bis hin zum russischen Paten (Mikael Nyqvist) Panik und das kalte Kotzen wenn sie nur den Namen hören. Ab jetzt will die Mafia John Wick töten und John Wick den Sohn des Mafiabosses...

Review
John Wick macht alles richtig. Auch dieser Film ist nicht perfekt, spielt die Möglichkeiten des Genres aber verdammt gut aus. Die - auch mir bis eben unbekannten - Regisseure Chad Stahelski und David Leitch inszenieren einen Action-Thriller, der so abgeklärt daherkommt wie sein Protagonist selbst. Wenn hier jemand sterben soll, gibt es keine langen "Let's talk about Weltherrschaft"-Ansprachen. Hier wird einfach gestorben. Wer von Euch den Film Death Sentence gesehen hat, weiß, was ich meine. Natürlich gibt es auch hier Zeitlupen ... vereinzelt, bewusst eingesetzt und nicht als Teil einer ewigen Effekthascherei. Wir sehen hier den krassen Gegenentwurf zur Ästhetik eines Zac Snyder-Films, welcher zu großen Teilen auf Zeitlupe aufbaut. Dies ist nur konsequent, sind Snyders Filme doch immer von artifizieller Ästhetik geprägt. Oder kürzer: Macht Spaß, wenn kurzberockte Damen in einer Fantasywelt, in Ultrazeitlupe 'nem Ork auf die Fresse hauen.

Ein winziger Applaus geht an den Drehbuchautoren Derek Kolstad. Dieser schafft es - obwohl der Focus klar auf Action liegt - unaufdringlich andere Ecken im Emotionsspektrum zu triggern. Da schmunzeln wir über den Umgang anderer Personen mit John Wick oder finden etwas niedlich, sind entzückt, geknickt oder einfach erstaunt ... zum Beispiel über die Castingentscheidung.

Es war vermutlich kein Zufall, Schauspieler und Stuntman Daniel Bernhardt als knallharten Handlanger und Gegenspieler zu Reeves zu besetzen. Schon als Agent Johnson in Matrix Reloaded bot er Neo die Stirn - im Rahmen der Möglichkeiten. Als medizinische erste Wahl und Hilfe der Unterwelt begegnet uns übrigens Randall Duk Kim. Dieser Herr kommt Euch eventuell auch bekannt vor. Als Schlüsselmacher half er Neo in Matrix Reloaded. In dem Augenkrebsvorfall Dragonball Evolution spielte er übrigens den Gohan oder tat zumindest so. Egal. Man kennt sich noch aus der guten alten Matrix-Zeit. An der Matrix-Trilogie arbeitete das Regisseur-Duo ebenfalls mit - wenngleich seinerzeit noch körperlicher, als Stuntdoubles. Auch ein interessanter Werdegang. Ebenso überzeugt der übrige Cast vollends. Mikael Nyqvist, Willem Dafoe, Ian McShane und natürlich Adrianne Palicki erzählen in ihren Rollen so viel mehr über den Antihelden John Wick, als er selbst es je tun würde.

Technisch zeigt sich John Wick genauso unaufgeregt und funktionell wie eben auch John Wick selbst. In den wichtigen Momenten verharrt das Bild gerne zwischen einer Halbnahen und einer Halbtotalen. Das Farbschema ist ebenso wenig subtil wie der Rest des Films. Die Erinnerungen an seine Frau machen es uns mit warmen Farbtönen muckelig ums Herz. Ansonsten fragen wir uns schon mal gerne, ob John Wick vielleicht auch in der Matrix lebt.

Fazit
Ein Film, der mit tiefen Zügen den Film Noir atmet und das Sub-Genre des Revenge-Thrillers auf den Punkt bringt. John Wick macht Spaß. Es ist Unterhaltungskino und will darüber hinaus auch nicht mehr sein als eben das. Eine - zumindest in sich - schlüssige Story, gespielt von fantastischen Darstellern, umwickelt von einer minimalistischen Ästhetik. Wenn Ihr Bock auf gutes Genre-Kino habt, ist John Wick sicherlich mal ein Grund eine Kinokarte zu lösen.

...ach und natürlich habt Ihr jetzt endlich DAS Argument um bei Eurem Schatz die Anschaffung eines Hundes zu legitmieren: "Schatz, wenn Du mal stirbst, brauch ich diesen Hund, um meine ungezügelte Wut unter Kontrolle zu halten!"

In diesem Sinne,
JohnWickEinenTelefonstreichSpielendes Cheerio und *pew pew pew - schon tot*

Trailer zu John Wick

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