Montag, 9. Februar 2015

Jupiter Ascending

OT: Jupiter Ascending | 125 Min | FSK 12
VÖ: 05.02.15 (Kino)
©Warner Bros. Germany
oder: Space Opera 3 - Die galaktischen Abenteuer von Jupiter Jones und Wolfhead FuckALot

Oh ja ... sie tun es schon wieder. Die Geschwister Wachowski präsentieren uns mit Jupiter Ascending erneut einen  Sci-Fi-Knüller der Superlative. Heißer als der Mars und sexier als die Venus. Ein monumentales Weltenraum-Märchenwerk des Kintopp. Vergesst bräsige Drehbücher, die sich damit abmühen, Geschichten kohärent erzählen zu wollen. Figuren mit Identifikationspotential? Alles Killefitz. Die ausgefuchsten Macher der Matrix-Trilogie, Lana und Andy Wachkoma ... Wachowski haben weder Kosten, Mühen noch an synthetischen Drogen gespart, um uns das nächste große Science Fiction-Franchise zu präsentieren: Jupiter Ascending. Für Euch habe ich in dam Universum hinter dem Mond gleich links, einen Sitzplatz in der galaktischen Lichtbildmaschine erkämpft und darf von dieser fantastischen Reise berichten...

Story
Das erste Fragezeichen, Jupiter Jones (Mila Kunis), hat den Club der Detektive verlassen und ist jetzt eine Frau...

Spaß beiseite. In Wahrheit erzählt Jupiter Ascending die Geschichte der bildhübschen Kloputzerin Jupiter Jones (nach wie vor Mila Kunis). Das junge Aschenputtel ist Halbrussin, lebt in einer kleinen Wohnung mit ihrer Mutter und Tante zusammen und ist SO SO SO unzufrieden mit ihrem Leben, dass wir glatt denken, Jupiter Ascending spielte in Bitterfeld. Nachdem sie aus dem Wäscheschrank ihrer Freundin heraus einen Schnappschnuss von kleinen Aliens macht, taucht irgendwann Caine Wise auf Cyber-Rollschuhena (Channing Tatum) auf, erklärt dem armen Ding, dass es von intergalaktischen Irgendwas gejagt wird, er selbst ein Ex-Elite-Dingens mit Hundegenen ist, mal Flügel hatte - sonst ergäbe das auch keinen Sinn - und Jupiter ganz dringend weggeschafft werden müsse nach ... hier ... Großdingensheim.

Auf der Flucht lernen des Pudels Kern und die Klobürsten-Kombattantin einen weiteren Verbündeten kennen: Sean Bean alias Stinger. Auch er ist ein Ex-Eite-Soldat, hatte mal Flügel und teilt sich ein, zwei Gene mit Bienen. Ach und seine Tochter ist krank. Tut aber auch nix zur Sache - ist nur traurig.

An diesem Punkt haben wir schon längst erfahren,
  • ... dass die Erde eigentlich nur eine künstlich angelegte Farm für die intergalaktische Monarchie des Hauses Abrasax ist
  • ... dass die drei Abrasaxe - Titus, Balem, Kalique solche Planeten abernten, um aus Menschlein eine Zutat für ihre eigene Unsterblichkeit zu pressen
  • ... dass diese Aliens nach Belieben das Kurzzeitgedächtnis löschen können
  • ... dass die Wachowskis keine Drehbücher schreiben sollten
Und das waren jetzt die ersten 30 Minuten. Viel Spaß mit den restlichen 95.

Review
Sie müssen Angst gehabt haben. Die Geschwister Wachowski müssen entweder geahnt oder befürchtet haben, dass Jupiter Ascending eher keine Fortsetzung bekommt. In völliger Panik, ihre Story-Perle könnte unerzählt bleiben, haben Sie offensichtlich alles - und ich meine ALLES - was Ihnen in die Synapsen schoss, ungefiltert ins Drehbuch gehustet. Irgendwo bewegt sich die Story zwischen Star Wars, Flash Gordon, Denver Clan, Matrix und Cinderella. Probleme à la "Den Planeten da hat Mutti aber mir geschenkt" werden so gewollt infantil inszeniert, dass wir annehmen möchten, wir hätten es mit Göttern zu tun. Das würde dem Ganzen wenigstens einen gewissen religiösen Reiz abgewinnen. Aber nein, die Figurenstereotypen müssen - typisch Wachowski - aus der Anime-Grabbelkiste entspringen.

Es gibt keine Grauzonen. Alles ist schwarz/weiß. Balem Abrasax (Eddie Redmayne) nuschelt irgendwie dauerheiser in androgyner Manier vor sich hin; ist dem Größenwahn verfallen und erntet gerne Planeten. Sein Bruder Titus hat sich auf der letzten Gothic-U18-Party ein paar Anregungen für die Wohnraumdeko geholt und will die legitime Nachfolgerin der Mutti, Jupiter Jones, erst übers Bettlaken schubsen und dann umbringen. Und das alles wird uns mit der Zaunlatte vor den Kopf gehauen. Mila Kunis ist irgendwie rallig auf Channing Tatum. Channing Tatum ist der strahlende Ritter und fässt die Wannabe-Königin nicht an ... noch. Sean Bean ist Sean Bean. Alle sind so, wie wir es befürchten: eindimensional, vorhersehbar und dadurch pottlangweilig.

Die Effekte sind großartig, gewohnt überbordend und schrill. Leider Gottes ist die Zeit der Effekt-Revolutionen vorbei. Bei solch einer großen Produktion erwartet das Publikum einfach überzeugende Effekte. Unsere Rezeption von Effektschlachten hat sich angepasst. Laserstrahlen und fliegende Hundemenschen auf Space-Skates sind kein Alleinstellungsmerkmal mehr, locken keinen hinter dem Ofen hervor und können auch nicht mehr der einzige Grund sein, um für einen Film ins Kino zu gehen. Insofern hat diese technische Entwicklung des Kinos auch seine Vorzüge: Es kommt wieder auf Geschichten an - im Kino und im Fernsehen.

Ich glaube nicht, dass die Grundlage und die Idee zu Jupiter Ascending schlecht ist. Ganz im Gegenteil. Wir können erahnen, dass es die Masse an Figuren und Ideen ist, Cyberfolklore, Idealismus, Kritik an der Wissenschaft und anderes, das schlichtweg keinen Platz in 125 Minuten Film hat. Der Stoff ist im Prinzip wie geschaffen dafür, in einem Anime aufzublühen. Wohldosierte 25 minütige Portionen, welche uns Stück für Stück erklären, was es mit gengesplicten Soldaten auf sich hat. Kleine Happen, in den uns die Wachowskis schrittweise zeigen, was ihr Universum so besonders macht. Das Potential wurde schlicht und einfach in den Orbit geschossen. Ein Blick auf Box Office Mojo verrät mir, dass der Film sich vermutlich nicht re-finanzieren wird. Nach dem Totalausfall Speed Racer und dem mäßigen Kritikererfolg Cloud Atlas (Review) hätte Ihnen ein Erfolg gut getan. Auch wenn es mir fast im digitalen Herzen wehtut: Jupiter Ascending wird es nicht.

Fazit
Jupiter Ascending bietet uns eine Effektorgie mit 125 Minuten Laufzeit. Vielleicht nervt es die Geschwister mittlerweile, immer wieder auf Matrix angesprochen zu werden, aber das Motiv "Auserwählter rettet die Menschenheit in anime-esker Inszenierung davor, geerntet zu werden" ist offensichtlich. Der Film will so innovativ sein und täte sich doch besser daran, so altbackene Sachen wie Storytelling oder Figurenentwicklung und Dialoge zu berücksichtigen ... aber da bin ich vielleicht einfach etwas oldschool.

Gibt es Fans der Wachowski-Geschwister oder gibt es nur Fans von Matrix und V wie Vendetta? Wenn Ihr Mila Kunis dabei sehen wollt, wie sie Channing Tatum sehen will, während er Sean Bean nicht sehen will, DANN besucht Jupiter Ascending. Ansonsten wartet doch einfach, bis der Streifen auf Amazon Prime & Co. für einen intergalaktischen Appel und'n Cyber-Ei verügbar ist - ich befürchtmutmaße, dass das nicht lange dauert.

In diesem Sinne,
JupiterJonesPeterShawBobAndrew'iges Cheerio und viel Spaß bei Eurem nächsten Planetentrip

Euer Rob

Trailer zu Jupiter Ascending

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